Macho, fandst Du echt? Also ja, Wolverine wird wie gewohnt als ultimativer Einzelgänger-Alphawolf gezeigt, aber auch die Story? Ich hatte im Gegenteil den Eindruck, dass es darum geht, dass der raue Held hier ein bisschen Demut und asiatische Zurückhaltung lernt - und das auch noch von zwei mächtigen Frauen!
(Den Bombast fand ich aber, wie oben geschrieben, auch eher störend.)
In meinen Augen d. Weise des Auftritts v. praktisch allen männlichen Akteuren, Ws ewige Entblößung & Durchspießung seines fleischbergigen Körpers, einige seiner Dialoge - "I AM THE WOLVERINE!" - & v.a. d. Lolita-Haftigkeit des Love Interest (Jackman wirkt dagegen wie 'n alter Sack).
Letzteres passt natürlich gut in d. Lolitahaftigkeit v. vieler japanischen visuellen Kultur der letzten 50 Jahre - aber d. ständige Erotisierung des Mädchens in vielen Bildern/Filmen/Mangas dort mochte ich noch nie; werde diese Kröte eher nie schlucken. Wie gesagt, d. "creators" Claremont & Byrne der Yashida-Affäre in den Comics damals gingen damit wesentlich weniger hohl & voyeuristisch vor.
Der Geschmack von Rost und Knochen
(De rouille et d’os) - Jacques Audiard
Der Titel ist Programm!
Ali schlägt sich im wahrsten Sinne des Wortes mit seinem Sohn durchs Leben und macht dabei die Bekanntschaft mit Stéphanie (Marion Cotillard <3), deren Schicksalsschlag die beiden einander näher bringt.
Der Kokon aus Empathielosigkeit von Ali (Matthias Schoenaertz) wird dabei zum Spielball und hinterlässt in fast jeder Szene tatsächlich einen metallischen Nachgeschmack (inklusive ordentlichem "Vordenkopfgestoßensein").
Alis Vergangenheit wird nicht aufgerollt. Dennoch kann man sich vorstellen, dass diese nicht allzu rosig war und ihn zu dem Teil-Caspar-Hauser macht, der er im Film eben ist. Deshalb verzeiht man ihm auch die Schnitzer und die Überforderung, sobald er sich um mehr als um seine eigene Person kümmern muss.
Auch die restlichen Schauspieler, wie die wunderbar abgewrackte Schwester Alis, passen sich nahtlos in diesen sehr gelungenen Film ein.
Ich kann mir nicht verkneifen, in dem Film ein Rezept aus "Ziemlich beste Freunde", "Susi und Strolch" und einer kräftigen Briese Baseballschlägerinsgesicht zu sehen.
Einzig und allein störend finde ich:
-Die schnelle "Tough-Wandlung" von Stéphanie. Mir nichts dir nichts steht sie inmitten blutrünstiger Streetfight-geiler (Zitat) Zigeuner und treibt die Wetten ein.
-Das Liebesgeständnis in der vor-Schlussszene kommt mir zu flott für eine Figur wie der von Ali. Auch wenn das Schicksal vom fast verstorbenen Sohn seinen Kokon knackt hätte meiner Meinung nach ein "Ichbrauchdichjetzt" alles gesagt.
Das sind allerdings nur kleine Makel, in einem wunderschön realistischen, von Bon Iver musikalisch umrahmten Film, der manchmal so hart zuschlägt, dass man das Atmen kurz vergisst.
Deshalb gibt´s von mir 9/10
weiter so, ihr Franzosen! Macht weiterhin das, was für 99% deutscher Filmemacher eine Mondlandung darstellt.
30.09.2013, 12:52(Zuletzt bearbeitet: 30.09.2013, 12:53 von JP.)
Phip, mein Eindruck verstärkt sich, dass Du Verehrer von ungeschönt auf Zelluloid gepresster Realität bist? Lass mich raten, auf Deiner persönlichen Liste stehen auch "Babel", "21 Gramm", "A Better Life" und "City Of God" recht weit oben?
Ich bin bei solchen Filmen vorsichtig geworden, weil's schnell geht, sich damit einen guten Abend zu ruinieren. Also, "Babel" fand ich zum Beispiel toll, brauchte danach aber jede Menge leichtherziges Äktschn-Fantasy-Spektakel, um den von Dir beschriebenen "Baseballschläger ins Gesicht" zu verkraften...und nach "Die Steinigung der Soraya" wollte ich erstmal eine Woche lang gar keine Filme sehen...
PS: Es ist ja zur Zeit en vogue, deutsche Filmemacherei schlechtzureden, aber ich muss da mal mit dem Strom schwimmen - kann mich leider an keinen deutschen Film: EVER! erinnern, der bei mir bleibenden Eindruck hinterließ.
Geschmackssache?
Natürlich kann man nicht die ganze Zeit Trockenobst mit Rizinussöldip futtern - danach gönn ich mir dann immer ein bisschen Erholung:
allerdings hab ich nach Rost und Knochen den Fehler gemacht, mir Memento reinzuschieben --- verwirrende Träume!
Das mit dem mauen Deutschen Film liegt meiner Meinung nach an der krankhaften preußischen "Nullfehlereinstellung" hierzulande... umgotteswillen keine Fehler machen und wer aus der Reihe tanzt wird gebashed (ich rede jetzt von der Finanziellen Gewichtsklasse von >= Rost und Knochen ! was auf kleineren Filmfestivals abgeht ist wirklich ein Hoffnungsmacher!)
Deswegen funktioniert leiderleider nur die Musikantenstadel-/Rosamunde Pilcher-/5000-Ohr-Kücken- Industrie so gut.
Hoffentlich ändert sich das bald... Uwe Boll darf nicht die internationale Galionsfigur des deutschen Films bleiben. Auch wenn er vieles richtig gemacht hat, indem er auf Kritik Sch**ßt und notfalls seinen Kritikern im Boxring zu Promozwecken die Lichter ausschießt!
Wer Ihn bei Roche und Böhmermann gesehen hat, weiß, dass man jemanden mit seinem Verstand, seinen cojones und obendrauf filmemacherisches Können braucht. (hab ich jetzt zu viel verlangt??)
Chihirooo! Die Szene, in der der schwarze Geist - oben rechts im Bild - apathisch/ruhig im Zug sitzt, ist eine der prägendsten Filmsequenzen, die ich bisher sah!
Übrigens: "Memento" werde ich bald in meinem Projekt "Mein filmfremder Freund lernt Jons 100 liebste Filme kennen" vorführen! Wer will, kann kommen!
Nebenbei... dt. Filme d. mir aus'em Ärmel kullern d. sehenswert sind: (Älter...) NOSFERATU, METROPOLIS, MÜNCHHAUSEN, D. UNTERTAN, D. GETEILTE HIMMEL, D. BLECHTROMMEL, D. BOOT, FITZCARRALDO, D. WEIßE ROSE, D. FLAMBIERTE FRAU, D. UNENDLICHE GESCHICHTE, MÄNNER, OUT OF ROSENHEIM, HIMMEL ÜBER BERLIN, (neuer...) COMEDIAN HARMONISTS, LOLA RENNT, 23, SONNENALLEE, GOOD BYE LENIN, 4 MINUTEN, D. LEBEN D. ANDEREN, D. WELLE, KRIEGERIN, BARBARA.
01.10.2013, 22:00(Zuletzt bearbeitet: 01.10.2013, 22:02 von JP.)
Mmmmnagut, da sind zwei dabei, denen ich persönlich das Prädikat "Gut" geben würde: "Lola Rennt" und "4 Minuten"; "Das Leben der Anderen" fand ich gegen Ende berührend, alles in allem etwas zäh, "Good Bye Lenin" eher so rundum "nett-ok", "Sonnenallee" mau.
Aber ich bin da so ehrlich, dass ich mich ganz schön ins Deutschkino-Banausen-Schneckenhaus verkrümelt habe und vermutlich ziemliche Vorurteile hege. In meinen filmischen "Top 75 aller Zeiten" kommt leider nicht ein deutsches Machwerk vor, wohingegen in der Liste mehrfach britisches, französisches, amerikanisches und südkoreanisches Kino zu finden ist!
das Leben der Anderen, Goodbye Lenin UUUUND : Die Brücke
-JA!
aber man würde doch soooo gerne mal bei deutschem o-Ton mit der Zunge schnalzen:
-ohne, dass das original Drehbuch annodazumal zeitgleich mit den zehn Geboten das Licht der Welt erblickte.
-ohne, dass es etwas mit der Aufarbeitung der deutschen Geschichte zu tun hat (diese Form des Films ist natürlich wichtig und etwas, auf das ich nicht verzichten möchte, aber man hätte eben mal gerne ein Hirngespinnst, das frei erfunden und ohne krisengeschichtliches Gerüst auf die Netzhaut geklatscht wird)
@Phip: Ich werde mal auf d. Suche gehen. Da findet sich bestimmt was; meine Liste auf der 1. Seite war ja nur 'ne Momentaufnahme aus'em trägen Gedächtnis...
@all: Unbedingt GRAVITY - im Kino! - ansehen! Monumentalfilm, dem alle Sterne gebühren d. et nur jibt! Endlich 'n richtig guter Hard-SF-Film f. Sandra Bullock - sehr verdient! Außerdem visuell umwerfend komponiert! Habe anderswo dazu geschrieben:
Zitat:[..] das wirkliche Wagnis hat d. Cuaron-Sippe geschafft mit dem Thema des Films: Nämlich sowas wie THE RIGHT STUFF - diesmal zu 97% nur im Weltraum! Mit nur 1-2 richtig gestofften Personen; es wird kaum geredet, es wird nur getan - gehetzt, v. einer auseinanderfallenden Büchse zur nächsten. Mit Einstreuung v. etwas Gehirnschmalz auf seiten der taffen Astronautin (russische Handbücher lesen & in Sekundenschnelle kapieren). Bei all den hochspekulativen & eher märchenhaften Stoffen, d. das phantastische Kino zzt. bietet, ist das m.E. der reine Wahnsinn. Mit hoffentlich fetter $-Beute!
@Phip u.A.: Habe was gefunden; würde mich freuen v. dir zu hören, was du von dem Streifen hältst.
GNADE aus dem Vorjahr
Jürgen Vogel spielt u.A. (vielen norwegischen Schauspielenden!) mit
In großartigem, seltenen Setting - Nordnorwegen! - geht es darum wie Menschen (insbes. ausgewanderte deutsche Erwachsene) mit dem Thema Schuld umgehen... bei teils gravierenden v. ihnen verursachten Missgeschicken. Oder eher vielleicht wie Norweger damit umgehen!
F. mich ist 'n Film immer gut über den ich noch 'ne ganze Weile nach Filmende drüber nachdenke bzw. diskutiere. Da gehört dieser auf jeden Fall dazu!
10.10.2013, 21:44(Zuletzt bearbeitet: 10.10.2013, 22:20 von JP.)
Bin noch zu geflashed, um viel zu sagen, aber
GRAVITY 10/10
Selten so beeindruckt vom Medium Film. Eine beklemmende Weltraumhorrorgeschichte, die Maßstäbe in Sachen Visual Effects setzt. (Das sagen Leute ja oft, aber ich meine es)
Zwar ist der Film für's Kino geschaffen (gut in groß, laut und 3D), aber das Kino nicht für diesen Film: Als die 10-11-jährigen Kiddies (!) hinter mir schon nach 10 Sekunden anfingen mit ihren unglaublich scharfsinnig rausgeplärrten Kommentaren ("Woaaa, der Vorspann wa' geiiil" - "Oooh, Alter, jetz' isse doch sicher toooot, oddaa?") wünschte ich mir eine nahegelegenene Weltraumluke, die man mal eben öffnen kann.
RUSH, der aktuelle Film über das ewige Duell zwischen Niki Lauda & James Hunt in den 70ern, ist
beACHTenswert
wenn auch d. schauspielerischen Leistungen m.E. eher lau sind. (Außer v. Alexandra Maria Lara in 'ner Nebenrolle! )
Weil d. Story interessant ist, insbes. v. Lauda & was er bei den 2 wichtigsten Rennen in 1976 tat; auch d. Intention der Drebuchautoren bzw. des Regisseurs, nämlich das letztendlich brüderliche Verhältnis der beiden zu zeigen, ist gelungen.
Leider wurden mir d. Ohren wieder mal zugeZimmert. Weghören UND den Film weitergucken kann man dann ja nie.
Kann man trotzdem gut sehen - das letzte Rennen in Japan ist definitiv sehr sehenswert!
P.S.: Hab auch Einiges gelernt. Z.B. dass damals bei Formel 1 jährlich im Schnitt 2 Fahrer starben!