Alle paar Monate ist es soweit:
Mit dem bläulich leuchtenden Handybildschirm vor der Nase liege ich mitternachts im Bett und recherchiere irgendeinem Gedankenschluckauf in der Wikipedia hinterher. Es fängt stets mit einer ganz harmlosen Frage an: Wie genau sah eigentlich so ein Aquädukt aus? ...doch dann nimmt der Wissensrausch seinen Lauf. Von Hyperlink zu Hyperlink zu Hyperlink klick' ich mich weiter, und zwei Stunden später weiß ich alles – und doch irgendwie nichts – über Londons Kanalisation, die Erbfolge europäischer Königshäuser und den großen Tümmler.
So verstrahlt ich mich aber nach so einem Wikipedia-Tiefseetauchgang fühle, so hinterlässt er doch meistens auch ein bisschen Ehrfurcht für die Pracht unserer Welt, die Dinge, die wir Menschen so leisten, und die Schönheit der Natur. Vor allem aber begegnen mir dabei immer wieder richtig kuriose Fakten...die dann ein paar Tage später vergessen sind. Genau das soll jetzt dank des Fernhafens nicht mehr passieren. Denn hier ist:
Fühlt Euch alle herzlich eingeladen, diese Truhe auch mit euren eigenen bizarren, irrwitzigen, und ehrfurchtgebietenden Wiki-Funden zu füllen, auf dass wir irgendwann eine reiche Sammlung an unnötigem, aber nicht minder coolem Wissen unser Eigen nennen. Nicht jeder Beitrag muss so eine Wand sein wie dieser hier...auch kleine Juwelen sind gern gesehen!
Bei mir war es heute Nacht mal wieder soweit -- und ich machte einen Deep Dive zum Thema "Kälte"
Ich weiß nicht mehr genau, wo die Reise anfing, aber so gegen 01:30 Uhr fragte ich mich: "Gibt es eigentlich Leben in der Antarktis?"
Die Antwort: Aber hallo. Tatsächlich unterhalten 42 Nationen Forschungsstationen auf dem riesigen Eiskontinent am Bobbes unseres Planeten, viele davon nur in den Sommermonaten, einige aber auch im blizzardreichen, stockfinsteren Winter. Und nicht nur das: Wir Menschen haben eine dauerhaft besetzte Station direkt am Südpol der Erde, die von den USA seit 1956 betriebene Asmundsen-Scott South Pole Station (rechts abgebildet). Während dem antarktischen Sommer (von September bis März) ist die Station ziemlich trubelig, und beherbergt bis zu 150 Wissenschaftler:innen und Servicekräfte. Immerhin wird's hier ja auch im Durchschnitt nur so muckelige -40 bis -30°C kalt, und das kann man ja wohl aushalten. Doch jetzt wird's freaky: Ende Februar verzieht sich ein Großteil der Besatzung und nur ca. 30 sogenannte "winter-overs" bleiben zurück. Da psychische Gesundheit hier scheinbar groß geschrieben wird, schaut sich diese Hardcore-Crew dann gleich am ersten Abend erstmal traditionell einen Filmmarathon der "The Thing"-Horrorreihe an, und ab da ist die Station dann auch weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Flüge können aufgrund häufiger Blizzards und widrigster Bedingungen bei bis zu -80°C nicht mehr sicher landen, und die Satellitenverbindung ist auch stark reduziert. Man kann diesen Leuten nur Respekt zollen...erst Recht wenn man dann auf der Wiki-Seite liest, welche Ereignisse sich da allein in den letzten 25 Jahren abgespielt haben. Vieles klingt wie aus einem Gruselfilm: 2000 wurde etwa ein Wissenschaftler schwer krank, mit seltsamsten Symptomen...und die diagnostischen Möglichkeiten in der abgeschirmten Station reichten nicht aus, um schnell genug herauszufinden, was los war. Der Mann starb einen Tag später, und erst als sein Körper Wochen später im antarktischen Sommer ausgeflogen werden konnte, stellte man fest, dass es sich um eine Methanolvergiftung handelte.
01:45 Uhr, die Südpol-Neugier ist erst mal gestillt. Aber wie töricht wäre es dann eigentlich, sich nicht zu fragen: "Und wie schaut's am Nordpol aus?"
Wäre natürlich gut, wenn man dafür erstmal auf dem Schirm hat, dass wir am nördlichen Ende unseres Planeten gar keinen Eiskontinent haben, sondern nur das riesige arktische Meer, an welches sechs verschiedene Staaten angrenzen. Ok, Erinnerung aufgefrischt. Ich lerne außerdem, dass Russland vor ein paar Jahren direkt am Nordpol zum Meeresboden getaucht ist und eine Titanfahne aufgestellt hat – wer's braucht – aber wohnen wird da vorerst niemand. Andererseits muss es ja vielleicht auch nicht gleich der Pol sein, wir können ja auch erstmal schauen, welches eigentlich die nördlichste Siedlung unserer Spezies ist.
Willkommen in: Longyearbyen (Spitzbergen, Norwegen)
Aktuell ca. 2300 wackere Seel'chen wohnen hier am 78. nördlichen Breitengrad, und chillen bei winterlichen Durchschnittstemperaturen von etwa -10°C. Gar nicht so kalt, denkt man sich – und tatsächlich ist es in der kältesten Stadt der Welt, Yakutsk in Sibirien, viel viel viel viel kälter (mehr dazu vielleicht ein andermal ).
Trotzdem offenbart sich Longyearbyen als ziemlich faszinierende Wiki-Entdeckung, denn so fern im abgelegenen Eisnorden mussten sich die Einwohner scheinbar mit seltsamen Gesetzen auf Trab halten. So sind hier z. B. Katzen verboten (WTF), und bei jedem Ausflug raus aus der Stadt ist ein Gewehr verpflichtendes Accessoire, aufgrund der vielen Eisbären. Außerdem wird's nochmal ein bisschen gruselig – was ist Wikipedia eigentlich für eine Horrorshow? – denn seit 1950 sind Beerdigungen hier verboten, nachdem den Longyearbyenern bewusst wurde, dass sich Leichen im Permafrost nicht zersetzen. In der Tat machen sich Wissenschaftler heute ein bisschen Sorgen, dass hier noch Verstorbene aus der 1918er Grippepandemie liegen könnten, in denen die damaligen Virenstämme konserviert sind...eine Pandorabüchse, die wir nach COVID vielleicht nicht noch öffnen müssen.
Um diesen ersten Beitrag aber etwas positiver enden zu lassen – mit einem "Menschen! Wie cool!"-Moment, zeige ich Euch noch das besonderste Gebäude in Longyearbyen: Den Global Seed Vault (siehe rechts)! Denn so viele Fehler wir Menschen auch machen, immerhin scheinen wir gut darin zu sein, uns selbst zu misstrauen...und um zu verhindern, dass nach und nach all unser geiles Saatgut verloren geht, lagern hier mittlerweile über eine Million Kulturen im Permafrosttunnel, der noch dazu richtig schnieke aussieht. Da kriegt man doch glatt so ein wohlwollendes Science-Fiction-Gefühl...und kann dann, in meinem Fall, auch mal um 4:00 Uhr endlich schlafen gehen.
Ich freue mich auf weitere Wissensklunker!
Mit dem bläulich leuchtenden Handybildschirm vor der Nase liege ich mitternachts im Bett und recherchiere irgendeinem Gedankenschluckauf in der Wikipedia hinterher. Es fängt stets mit einer ganz harmlosen Frage an: Wie genau sah eigentlich so ein Aquädukt aus? ...doch dann nimmt der Wissensrausch seinen Lauf. Von Hyperlink zu Hyperlink zu Hyperlink klick' ich mich weiter, und zwei Stunden später weiß ich alles – und doch irgendwie nichts – über Londons Kanalisation, die Erbfolge europäischer Königshäuser und den großen Tümmler.
So verstrahlt ich mich aber nach so einem Wikipedia-Tiefseetauchgang fühle, so hinterlässt er doch meistens auch ein bisschen Ehrfurcht für die Pracht unserer Welt, die Dinge, die wir Menschen so leisten, und die Schönheit der Natur. Vor allem aber begegnen mir dabei immer wieder richtig kuriose Fakten...die dann ein paar Tage später vergessen sind. Genau das soll jetzt dank des Fernhafens nicht mehr passieren. Denn hier ist:
Die Schatztruhe des mind-blowing Wikipedia-Wissens
Fühlt Euch alle herzlich eingeladen, diese Truhe auch mit euren eigenen bizarren, irrwitzigen, und ehrfurchtgebietenden Wiki-Funden zu füllen, auf dass wir irgendwann eine reiche Sammlung an unnötigem, aber nicht minder coolem Wissen unser Eigen nennen. Nicht jeder Beitrag muss so eine Wand sein wie dieser hier...auch kleine Juwelen sind gern gesehen!
Bei mir war es heute Nacht mal wieder soweit -- und ich machte einen Deep Dive zum Thema "Kälte"
Ich weiß nicht mehr genau, wo die Reise anfing, aber so gegen 01:30 Uhr fragte ich mich: "Gibt es eigentlich Leben in der Antarktis?"
Die Antwort: Aber hallo. Tatsächlich unterhalten 42 Nationen Forschungsstationen auf dem riesigen Eiskontinent am Bobbes unseres Planeten, viele davon nur in den Sommermonaten, einige aber auch im blizzardreichen, stockfinsteren Winter. Und nicht nur das: Wir Menschen haben eine dauerhaft besetzte Station direkt am Südpol der Erde, die von den USA seit 1956 betriebene Asmundsen-Scott South Pole Station (rechts abgebildet). Während dem antarktischen Sommer (von September bis März) ist die Station ziemlich trubelig, und beherbergt bis zu 150 Wissenschaftler:innen und Servicekräfte. Immerhin wird's hier ja auch im Durchschnitt nur so muckelige -40 bis -30°C kalt, und das kann man ja wohl aushalten. Doch jetzt wird's freaky: Ende Februar verzieht sich ein Großteil der Besatzung und nur ca. 30 sogenannte "winter-overs" bleiben zurück. Da psychische Gesundheit hier scheinbar groß geschrieben wird, schaut sich diese Hardcore-Crew dann gleich am ersten Abend erstmal traditionell einen Filmmarathon der "The Thing"-Horrorreihe an, und ab da ist die Station dann auch weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Flüge können aufgrund häufiger Blizzards und widrigster Bedingungen bei bis zu -80°C nicht mehr sicher landen, und die Satellitenverbindung ist auch stark reduziert. Man kann diesen Leuten nur Respekt zollen...erst Recht wenn man dann auf der Wiki-Seite liest, welche Ereignisse sich da allein in den letzten 25 Jahren abgespielt haben. Vieles klingt wie aus einem Gruselfilm: 2000 wurde etwa ein Wissenschaftler schwer krank, mit seltsamsten Symptomen...und die diagnostischen Möglichkeiten in der abgeschirmten Station reichten nicht aus, um schnell genug herauszufinden, was los war. Der Mann starb einen Tag später, und erst als sein Körper Wochen später im antarktischen Sommer ausgeflogen werden konnte, stellte man fest, dass es sich um eine Methanolvergiftung handelte.
01:45 Uhr, die Südpol-Neugier ist erst mal gestillt. Aber wie töricht wäre es dann eigentlich, sich nicht zu fragen: "Und wie schaut's am Nordpol aus?"
Wäre natürlich gut, wenn man dafür erstmal auf dem Schirm hat, dass wir am nördlichen Ende unseres Planeten gar keinen Eiskontinent haben, sondern nur das riesige arktische Meer, an welches sechs verschiedene Staaten angrenzen. Ok, Erinnerung aufgefrischt. Ich lerne außerdem, dass Russland vor ein paar Jahren direkt am Nordpol zum Meeresboden getaucht ist und eine Titanfahne aufgestellt hat – wer's braucht – aber wohnen wird da vorerst niemand. Andererseits muss es ja vielleicht auch nicht gleich der Pol sein, wir können ja auch erstmal schauen, welches eigentlich die nördlichste Siedlung unserer Spezies ist.
Willkommen in: Longyearbyen (Spitzbergen, Norwegen)
Aktuell ca. 2300 wackere Seel'chen wohnen hier am 78. nördlichen Breitengrad, und chillen bei winterlichen Durchschnittstemperaturen von etwa -10°C. Gar nicht so kalt, denkt man sich – und tatsächlich ist es in der kältesten Stadt der Welt, Yakutsk in Sibirien, viel viel viel viel kälter (mehr dazu vielleicht ein andermal ).
Trotzdem offenbart sich Longyearbyen als ziemlich faszinierende Wiki-Entdeckung, denn so fern im abgelegenen Eisnorden mussten sich die Einwohner scheinbar mit seltsamen Gesetzen auf Trab halten. So sind hier z. B. Katzen verboten (WTF), und bei jedem Ausflug raus aus der Stadt ist ein Gewehr verpflichtendes Accessoire, aufgrund der vielen Eisbären. Außerdem wird's nochmal ein bisschen gruselig – was ist Wikipedia eigentlich für eine Horrorshow? – denn seit 1950 sind Beerdigungen hier verboten, nachdem den Longyearbyenern bewusst wurde, dass sich Leichen im Permafrost nicht zersetzen. In der Tat machen sich Wissenschaftler heute ein bisschen Sorgen, dass hier noch Verstorbene aus der 1918er Grippepandemie liegen könnten, in denen die damaligen Virenstämme konserviert sind...eine Pandorabüchse, die wir nach COVID vielleicht nicht noch öffnen müssen.
Um diesen ersten Beitrag aber etwas positiver enden zu lassen – mit einem "Menschen! Wie cool!"-Moment, zeige ich Euch noch das besonderste Gebäude in Longyearbyen: Den Global Seed Vault (siehe rechts)! Denn so viele Fehler wir Menschen auch machen, immerhin scheinen wir gut darin zu sein, uns selbst zu misstrauen...und um zu verhindern, dass nach und nach all unser geiles Saatgut verloren geht, lagern hier mittlerweile über eine Million Kulturen im Permafrosttunnel, der noch dazu richtig schnieke aussieht. Da kriegt man doch glatt so ein wohlwollendes Science-Fiction-Gefühl...und kann dann, in meinem Fall, auch mal um 4:00 Uhr endlich schlafen gehen.
Ich freue mich auf weitere Wissensklunker!
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