Im Hafen seit: 18.09.2013
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30.10.2013, 12:04
(Zuletzt bearbeitet: 23.01.2022, 17:51 von JP.)
Thread zum Thema was eurer Meinung nach aktuell Monumentales in der Musik passiert - was groß war & nun endet / gerade den Höhepunkt durchläuft / was Großartiges im Kommen ist...
1. Beitrag v. mir: Aktuell ist Lou Reed - "Großvater des Punks" - gestorben. Eindeutig starker Einfluss auf viele die nach ihm kamen... wie ich heute in 'nem amerikanischen Rückblick-Interview mitbekam. Dort bekam ich übrigens auch zum 1. Mal mit, dass es Ende der 60er in der "East Coast"-Szene Reeds 'ne Befreiungsbewegung gab, die "contra Hippy/L.A." war & dass sich deshalb zu der Zeit d. Ostler & Westler der US-gesellschaftlichen Rebellen n. gut riechen konnten.
Reed selber fand ich von der Musik her knapp Ok; kenne eigentlich nur 1 seiner Lieder richtig - "Walk on the Wild Side". Ich denke mal dass n. mehr drin ist weil ich Probleme hab m. Kunst d. vor allem provoziert/dekonstruiert. Aber vielleicht sollte ich mich mal mehr mit ihm befassen.
Reed war ein Freund & "Mit-Performer" v. Andy Warhol. Schrieb ihm sogar 'nen Requiem-Song. Warhol hat ihn & VELVET UNDERGROUND gefördert.
V.a. hab ich was v. ihm ab den 80ern mitbekommen weil er Lebenspartner v. - & im letzten Moment vor 5 Jahren noch verheiratet m. - Laurie Anderson war, d. ich sehr bewundere.
(Bild aus einem engl. Wikipedia-Beitrag zu einem Film über ein Reed-Konzert.)
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Im Hafen seit: 18.09.2013
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Blues-Ikone B.B. (steht f. "Blues Boy") King, 1 der 3 "Könige"* des Blues, meisterhafter E-Gitarrenspieler & wahrscheinlich der demütigste** Rockstar aller Zeiten, verstarb gestern nach langem Diabetesleiden.
King musste als Kind noch Baumwolle pflücken, fing an sich was auf Straßenecken in Mississippi m. Gitarrespielen/Singen hinzu zu verdienen & bekam dann seine große Chance durch d. damals neue Radiostation WDIA, d. vorrangig schwarze Musiker spielen ließ (damals v.a. live, u.a. auch Nat King Cole).
Er war so einflussreich - sein legérer Spielstil wurde/wird v. vielen anderen Gitarrenspielern kopiert - dass der E-Gitarren-Hersteller Gibson 'ne limitierte Reihe seiner damals gängigen E-Gitarre so nannte wie er seine 1. (Akustik-)Gitarre getauft hatte: "Lucille". Er half auch Anderen zur Weltberühmtheit, u.a. U2.
Einer seiner Welthits, den U2 f. ihn schrieb & er dann melodisch & arrangementmäßig mitgestaltete, der mir schon immer gut gefiel, ist "When Love comes to Town":
(* deren Bühnennamen alle mit "King" enden / ** O-Ton: "Ich lebe nach der Devise, dass ich immer nur so gut bin wie mein letzter Auftritt:" + "Ich kann keine Akkorde spielen." )
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Im Hafen seit: 18.09.2013
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09.02.2023, 19:36
(Zuletzt bearbeitet: 09.02.2023, 23:10 von Kubrickian.)
Der wahrscheinlich meistgehörte Popkomponist des 20. Jahrhunderts, Burt Bacharach, ist heute im Alter von 94 Jahren gestorben... Wer, hör ich euch fragen? Er war aber so ein Viel-Hit-Erzeuger, dass ihr bestimmt schon mal mindestens einen seiner Hits, meistens als späteren Cover, gehört habt.
Er hat so gut wie ALLE in den 60ern, 70ern und 80ern bedient, meist in Tandem mit dem Lyriker Hal David (an dessen Texte man sich erinnert, wenn man Bacharachs eingängige Melodien summt/singt): Popgrößen (er trug wesentlich zu Dionne Warwicks Erfolg bei), raue Kerle/Gals, Filme (u.a. James Bond).
Er half den Carpenters zum großen Durchbruch mit dem poetischen Close to You!
Ich finde seine einfachen Tonsequenzen genial, insbesonders wenn er sie wiederholt und bei der Wiederholung noch schnell etwas extra hinzubaut! Oft cool-romantisch, manchmal auch trockener/abgebrühter; und oft musikalisch innovativ, allerdings auf eine nicht-hervor-drängelnde Art.
Einer meiner Lieblinge ist Walk on by, insbes. in dieser coolen Videoversion mit Warwick (ich finde man merkt hier ihre Verwandtschaft mit Poplegende Whitney Houston, die zur Aufnahmezeit gerade 1 Jahr alt war!):
Davon gibt es auch eine wunderbar elegische neuere Interpretation* der kanadischen Jazzpianistin/Sängerin Diana Krall, sowie auch von einem anderen Bacharach-Hit: Look of Love.
Als ich zum 1. Mal als Erwachsener das von Tom Jones gesungene Hauptthema des Romy-Schneider-Films What's new, Pussycat? hörte, konnte ich's kaum fassen: Bacharach ändert ständig den Clef in einer Art Rotation bis er wieder da ankommt, wo der Song anfing. Das unterstreicht die Wildheit des Katzenthemas, und ist gleichzeitig doch noch nicht zu "weird" als dass man es gleich abschaltet. Wahnsinn!
Jedenfalls möge der Rauch hoch in den Himmel steigen für diesen Pop-Workaholic (der außerdem verdammt gut aussah!)!
(* aus dem großartigen Album Quiet Nights)
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Im Hafen seit: 18.09.2013
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28.05.2023, 14:42
(Zuletzt bearbeitet: 28.05.2023, 17:56 von Kubrickian.)
Mit* die beste Verkörperung der weiblichen Rock-Röhre, und definitiv das Feld in puncto aktivem Alter anführend, starb heuer leider Tina Turner, nach einigen Jahren Erkrankung.
Sie fing im Musik-Biz ursprünglich mit ihrem - sie leider von Anfang an im Privaten misshandelnden - Ehemann Ike Turner an. Aus dieser Zeit kenne ich eigentlich nur die Hits River Deep - Mountain High und Nutbush City Limits, wobei letzterer schon den weghauenden extremen Power-"screech" (meine ich so positiv wie nur geht) Tinas zeigte. Wow - was für ein einzigartiges "delivery"!
Als sie sich von dieser 1. harten Phase ihres Lebens befreite, und irgendwann nach Europa umzog - sogar letztendlich Deutschland, nahe meiner Heimatstadt! - beeindruckten mich v.a. die "Realismus"-Hits wie What's Love got to do with it, und We don't need another Hero (letzterer aus dem 3. & elegischsten Film der Mad-Max-Urtrilogie); letzterer ist mein persönlicher Favorit von ihr, u.a. weil er so eine SF-dystopische Note hat. Ihr wilder Haarschopf nach Ike beruhigte sich dann auch etwas (s. oben) und so gefiel sie mir optisch am besten.
Aber die Optik war bei Tina nur ein Teil der Story. Als sie dann mit ihrem deutschen Mann in die Schweiz zog, nahe Zürich, wo sie auch die Staatsangehörigkeit annahm, kamen weitere Schicksalsschläge auf sie zu - Verlust ihrer Söhne (yep, plural!), Erkrankung. Aber sie hielt unermüdbar durch, ihre wahrlich weise Abgebrühtheit, aber auch ihr ewiger Optimismus (unvergessen ihr beliebtes Grinsen), strahlte immer weiter bis kurz vorm Ende. Ich fand das hörte man auch ihrer - nicht immer nur rockigen - Musik an! Auch kooperierte sie gerne mit anderen Legenden, u.a. Barry White.
Sie war auch eine der legendäreren Bondfilm-Titel-Sängerinnen, bei dem sehenswerten Brosnan-Debüt Goldeneye!
Vergötterbare "unbreakable" Queen of Rock, R.I.P.!
(* unter Größen wie Joan Jett, Pat Benatar, Joan Armatrading, Nina Hagen, Annie Lennox, Macy Gray... /
Das Foto ist direkt von dem entspr. Eintrag der älteren Celebrity-$-Tracking-Seite TheRichest.com!)
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28.07.2023, 12:30
(Zuletzt bearbeitet: 28.07.2023, 22:17 von Kubrickian.)
Irgendwie ist dieser Thread zu einem virtuellen Friedhof großartiger MusikerInnen geworden, was mir ein wenig morbide erschien, und ich mich deshalb zunehmend zurückhielt.
Aktuell ist aber eine der größten Jugendikonen verfrüht in die heiligen Jack*-Gründe aufgestiegen, und ich kann es immer noch nicht ganz fassen: Es ist unklar wie, aber - 1 Jahr nach dem Suizid ihres jüngsten (Teenage-)Sohns, ist Sinéad O' Connor nun nicht mehr am Leben!!
Ich kann nicht behaupten, ein lebenslanger Fan von ihr gewesen zu sein, auch wg. ihrer ständigen "Anti"-Eskapaden und scheinbar steinharter Anti-Establishment-Positionierung, die sie dann aber wieder ständig durchbrach (mehr dazu im P.S.), aber ihr Debütalbum The Lion and the Cobra ist eines der besten Alben aller Zeiten für mich! Was für eine Power und gleißend achterbahnfahrende Stimme...
Als sie damals deswegen eine der Grammy-Nominierten war, gab sie einen US-Einstand-Auftritt mit einem der besten Tracks aus dem Album, Mandinka:
Was würde ich geben um einen Schwenk und Zoom aufs Publikum zu sehen, in dem Moment wo sie erschien, oder wo sie zum 1. Mal den Chorus singt! Ich denke da tendierten mehrere Kinnladen in Richtung heißer Kern der Erde...
Sie trug viele Jahre lang mindestens 2 Insignien von Skinheads - kahlgeschorene Birne, Armeestiefel - hat sich aber immer deutlich von diesen distanziert. Politisch war sie anti-kommerziell und v.a. anti-religiös - ihre schlimmen Erlebnisse im streng-katholischen Irland, inkl. mehrere Jahre in einem Nonnen-Internat berüchtigt für seine Misshandlungskultur, haben da sicherlich zu beigetragen. Wg. einer abgedrehten Mutter war sie davor praktisch auch Jahre lang ein Straßenkind.
Später hatte sie noch einen großen Erfolg mit dem Prince-Track Nothing Compares 2U, weswegen sie sich wohl sogar kurz mal mit ihm prügelte! Es gibt auch eine erstaunliche TV-Aufnahme vom ZDF oder ORF (glaub ich), wo sie mit orchestralem Backing, herzzerbrechend die bekannteste Ballade aus Evita singt...
Noch später, dann schon Mutter von 4 Kindern, trat sie zum Islam über, und gab sich einen iranisch-klingenden Namen.
R.I.P., Super-Punkerin!
P.S.: Die Dame ist sicherlich interessant aus psycho-analytischer Sicht (ich meine jetzt nicht die Freud'sche Schule, sondern allgemeiner betrachtet). Es gibt ja eine Theorie dass so gut wie alle erfolgreichen Rockstars Borderline-Psychoten seien - ich hab das Gefühl bei Sinéad könnte das stimmen. Ich denke letztendlich sie wollte stark - & v.a. nicht weiblich-schwach - sein im Angesicht ihres schlimmen frühen Lebens, wollte wohl geliebt werden (wer will das nicht?) was sich ein wenig hinter ihren manchmal aggressiven Anmachen verbarg, und letztendlich aber zeigen was sie konnte. Und das, Letzteres, war eine Wucht! --Wg. ihrem wirren Leben, und weil die Prosa gut sein soll, hab ich mich heuer entschieden ihre Autobiographie Rememberings zu konsumieren; die war wohl geschrieben worden vor dem Ableben des Nesthäkchen-Sohns...
(* gemeint ist der Jack, der 'raus und die Straße hauen soll - also sollen die Gründe eine Art Starke-Musikerinnen-Himmel darstellen)
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28.07.2023, 15:37
(Zuletzt bearbeitet: 28.07.2023, 20:44 von JP.)
Danke für Deinen sehr lesenswerten Nachruf, Kubo!
Meine Lebenszeit auf unserem Planeten ist knapp zu kurz, als dass ich eine tiefergehende Bekanntschaft mit Sinead O'Connor schließen konnte, aber ich merke dieser Tage, wie nah ihr Tod doch vielen Personen in so einer halben bis ganzen Generation über mir geht.
Von den wenigen Dingen, die ich zu ihrem Leben aufgeschnappt habe -- das muss ich zugeben -- bin ich ein wenig irritiert zurückgelassen; während ich als selbst (moderat) anti-religiöse Person mit ihren ursprünglichen Werten sympathisiere, wirkt die spätere Konvertierung zum Islam auf mich ein wenig so, als sei es der Musikerin in ihrem späteren Leben vielleicht nicht mehr so gut gegangen. Wie auch in Deinem PS hörte ich zuletzt an einigen Stellen, sie habe wohl einen langen Kampf mit der Borderline-Störung sowie verschiedenen Psychosen hinter sich gebracht, was dann auch irgendwie stimmig für mich erscheint...
Wobei sie ja auch nicht die erste Person ist, die eine Extremhaltung in der weiteren Biografie dann mit einem ganz anderen Extrem konterkariert (siehe z. B. die aktuellen Geschichten der ehemaligen Transperson Ollie London, die nun zutiefst rechtskonservativ und transfeindlich geworden ist).
In jedem Fall hoffe ich, dass Ms. O'Connor ihre Ruhe gefunden hat!
PS: Ein -- würdevoller -- Musikfriedhof im Fernhafen ist vielleicht etwas morbid, aber irgendwie auch etwas Schönes, finde ich. Bei uns haben am Ende doch auch alle Facetten des Daseins, vom Anfang bis zum Ende ihren Platz...!
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