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Lost in Translation
2003
Genres Comedy | Drama | Romantik
Regie Sofia Coppola
Cast Bill Murray, Scarlett Johansson, Giovanni Ribisi, Anna Faris, Fumihiro Hayashi
Inhalt Der alternde Filmstar Bob Harris hangelt sich so gelangweilt von Werbejob zu Werbejob wie durch die Tage seiner verglühten Ehe. Als er für die Firma "Suntory" in Tokyo dreht, trifft er an der Bar seines Fünf-Sterne-Hotels auf die junge Frau Charlotte, die ihren oberflächlichen Fotografenfreund auf einem Job begleitet. Verbunden durch ihre gemeinsame Desillusionierung und Zukunftssorge knüpft sich zwischen Bob und Charlotte ein zartes Band, das sie in die Neonlichter Tokyos hinauszieht...
 USA, Japan
 102 min.
Hafen-Bewertung für diesen Film:
basierend auf 3 Stimme(n)
  • 3 Bewertung(en) - 4 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
4 / 5
Deine Wertung:

#1
Lange Zeit zählte "Lost in Translation" zu meinen unangefochtenen Lieblingsfilmen...und wenn ich mich ausschließlich auf seine Darstellung von Freundschaft, Romantik und dem Einsamkeitsgefühl auf Reisen beziehen darf, ist das wohl immer noch so. Scarlett Johansson und Bill Murray haben fantastische Chemie miteinander, und ich liebe die sehr unkonventionelle Weise, auf die dieses kleine Drama erzählt wird; anders als es uns die klassische Dramaturgie lehrt, gibt es wenig äußere Hindernisse und Konflikte, und der Film funktioniert trotzdem sehr gut als spannende Reise, auf die uns zwei verlorene Protagonisten mitnehmen.

Zähneknirschend muss ich mir allerdings eingestehen, dass mit meinem höheren Alter und meiner (berufsbedingten) Auseinandersetzung mit dem Thema Othering nicht alle Facetten des Films einwandfrei wegkommen. Regisseurin Coppola zeigte sich nach der Veröffentlichung ihres Werkes verblüfft über die Kritik an den gezeigten Stereotypen und ihrem 'Sich-Über-Japan-Lustigmachen'; sie erwiderte: "I think if everything's based on truth you can make fun, have a little laugh, but also be respectful of a culture. I just love Tokyo and I'm not mean-spirited". Dieser Gedanke ist sicherlich nicht völlig verkehrt -- Kulturen mitsamt ihrer Eigenheiten sind m. E. nicht automatisch etwas Unantastbar-Heiliges, das sich jedem Kommentar oder auch Scherz entziehen sollte. Nichtsdestoweniger muss man schon ehrlich sagen, dass der Film ziemlich dicht gepackt ist mit Szenen, in denen die japanischen Gegebenheiten und vor allem die dort lebenden Menschen als arg schräg dargestellt werden. Aus Sicht der zu erzählenden Geschichte ergibt das Sinn...aber es zeigt auch, dass Frau Coppola zwar eine tiefe Bindung zur Kulisse Tokyo zu haben scheint, jedoch nicht unbedingt zu den Einwohnern...

Abschließend sollte ich allerdings sagen, dass zumindest für meinen moralischen Kompass der Film nie zu sehr ins Abfällige abdriftet, und mir daher eine Wertung 5 von 5 noch möglich scheint. (Eventuell seh' ich das wieder ein paar Jahre später anders, I'll keep you posted. Zwinker)
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#2
Da sage ich nur: "LUMPF MEIN STLUMPF"
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#3
Eben :-/
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#4
(Hm, die Niedermach-Quips von vor 7 Stunden versteh ich nicht, und ich war mir nicht bewusst, dass der Film JapanerInnen vorführt. Jetzt muss ich ihn mir nochmal ansehen, bevor ich hier bewerten kann! Ach! )
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#5
Ich würde sagen, es ist in diesem Fall eine Grauzonen-Diskussion, ob der Film wirklich Menschen vorführt. In meinem persönlichen Stereotypen-Navi komme ich aber zu dem Schluss, dass es sich Sofia Coppola mit ihrer Aussage, man könne doch über "Wahres" auch mal zusammen lachen, etwas leicht macht.

Die oben angesprochene Szene z. B. war früher für mich einer der lustigsten Gags des Films -- Bob Harris wird im Namen seines Werbepartners abends von einer Escortdame auf seinem Hotelzimmer besucht. Weil diese aber "R" nicht aussprechen kann, versteht er partout nicht, was sie mit ihrer dominanten Ansage "Lip my stocking" (in der Synchro "Lupf mein' Stlumpf") meint. Aus Verzweiflung über die nicht erfüllte Arbeit wird die ältere Frau immer wilder und räkelt sich irgendwann nur noch "Lip it! Lip it!" schreiend auf dem Boden.

So ein 'Späßchen' über sprachliche Besonderheiten mag erst unschuldig daherkommen, sobald man aber bedenkt, dass ostasiatische Migrant:innen oft wegen genau dieser linguistischen Feinheit diskriminiert werden, bleibt der herzige Lacher (zumindest mir) ein bisschen im Hals stecken. Am Ende lese ich die ganze Szene so, als ginge es vordergründig darum, die japanische Frau als seltsam und fremdartig darzustellen...während Bill Murray stellvertretend für uns Zuschauer irritiert lächelt. Und das passiert in "Lost in Translation" leider doch ein oder zweimal zu viel, finde ich.
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#6
Ja, sowas hab ich schon immer gehasst. (Macht jemand Witze darüber, dass SpanierInnen manchmal "b" und "v" verwechseln in der Aussprache des Deutschen?)

An die Szene erinnere ich mich nicht. Aber letztendlich scheint es mir auch ein Annahmen-Spiegel sein zu können, denke ich: Sympathisierst du mit dem verwelkten US-Star, der zähneknirschend ein Angebot (das er kaum durchblickt) in Japan annehmen muss, und ziehst seine Brille an in Rg. Dame mit den Strümpfen... oder siehst du dessen Irritiertheit als einen weiteren Hinweis zur kulturellen Engstirnigkeit vieler US-Leute? Evtl. war Letzteres Coppolas Ziel? Also so eine Art Bigottrie-Spiegel Rg. Zuschauerschaft, so ähnlich wie das "infame" Buch Der dressierte Mann ein Sexismus-Spiegel war (mein Empfinden) auf den ich zumindest damals fast hinein fiel. (Es war das Lieblingsbuch meiner Oma, und ich fand es in ihrem Buchregal bei einem Besuch mal vor.)

P.S.: Man sollte übrigens vorsichtig sein, Dialoge anhand der dt. Synchro zu beurteilen! Die dt. Synchro-Texter sind m.E. oft deutlich rabiater drauf als das Original, und bekommen auch nicht alle Subtilitäten der Ur-Drehbuch-Schreibenden hin...
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