« Vorheriges Thema  |  Nächstes Thema »
Wird gerade betrachtet von: 1 Gast/Gäste


Indian Matchmaking
2020 – aktuell
Genres
Reality & Doku | Romantik
Umfang
20 Folgen (in 2 Staffeln)
Cast
Sima Taparia, Aparna Shewakramani, Nadia Jagessar, Akshay Jakhete, Pradhyuman Maloo
Inhalt
Diese Netflix-Reality-Doku beleuchtet die Welt der Heiratsvermittlung unter indischen und indisch-amerikanischen Klient:innen. Obwohl man arrangierte Ehen eher bei älteren Personen vermuten würde, handeln die erzählten Geschichten von recht jungen (und oft reichen) Kund:innen, die bei Heiratsvermittlerin Sima anfragen, um die große Liebe zu finden.
Hafen-Bewertung für diese Serie:
basierend auf 3 Stimme(n)
  • 3 Bewertung(en) - 2.3 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
2.3 / 5
Deine Wertung:

#1
"Indian Matchmaking" ist auch mal wieder so ein Format, wo ich erstmal nicht vermutet hätte, dass es mich sonderlich interessieren könnte. Bei aller Neugier und auch Wertschätzung für andere Kulturen waren 'arrangierte Ehen' nun wirklich nicht so weit oben auf meiner "Darüber muss ich mehr erfahren!"-Liste... Awkward!

Umso erstaunlicher, dass das Netflixformat mich ziemlich in seinen Bann gezogen hat, was wohl nicht zuletzt an der hochwertigen Produktion und dem teilweise ziemlich selbstironischen und humorvollen Editing liegt. Vor allem in Staffel 1 gibt sich die Serie auch noch redlich Mühe, das Konzept der Heiratsvermittlung als nicht minderwertig ggü. dem klassischen Dating darzustellen, was allerdings m. E. nur in Maßen gelingt. So wollen einige der hier erzählten Geschichten vermitteln, dass man eine Beziehung auch pro-aktiv zum Gelingen führen kann, wenn man mit dem entsprechenden Mindset herangeht -- gut für diejenigen, die dazu in der Lage sind. Aber als eine Person, der interpersonelle Chemie und auch physische Leidenschaft immer wichtig war, überzeugt mich die Message von "Indian Matchmaking" am Ende doch eher wenig...und spätestens in Staffel 2 scheint auch die Serie selbst ein bisschen zurückzurudern (und den Wert einer freien Wahl zu propagieren).

Schade finde ich ansonsten noch, dass relativ wenige der Protagonist:innen besonders 'likable' daherkommen; letztlich hat man es hier doch mit sehr verwöhnten und elitäten jungen Menschen zu tun, die irgendwie ausstrahlen, dass ihnen wegen ihres (oft geerbten) Reichtums nun alle Türen des Universums geöffnet werden müssen.  Traurig Keine Ahnung, warum sich etwa Aparna überlegt hat, den "villain" dieser Reality-Show spielen zu wollen, aber es ist eben nur begrenzt interessant, Leuten beim Feindseligsein zuzusehen...

Ein letzter Kritikpunkt vielleicht noch: Was mir grundsätzlich sehr widerstrebt, sind die auf unserer Welt immer noch an vielen Orten verbreiteten Restriktionen, dass romantische Beziehungen nur innerhalb der eigenen Ethnizität oder Kultur stattfinden dürfen. Freilich kann ich irgendwo nachvollziehen, woher dieses Phänomen stammt, bzw. warum es bis heute in einer fremdenfeindlichen Welt besteht. Das ändert aber nichts daran, dass der Zwang zum kulturinternen Dating selbst auch per se fremdenfeindlich oder sogar rassistisch ist. Ich finde, das muss mit einer angemessen kritischen Brille gesehen werden.

Nichtsdestoweniger: Trotz der verschiedenen Punkte, die ich skeptisch sehe, ist "Indian Matchmaking" ein humorvoller und auch interessanter Blick in eine (für mich) ganz ferne Welt. Und auch wenn dem Thema Heiratsvermittlung unverändert kritisch gegenüberstehe, weiß ich zu schätzen, dass die Show meine Gedanken dazu angestoßen hat. Wertung 4 von 5Plus
Dieser Beitrag gefällt:    strubadur
Zitieren
#2
(16.08.2022, 11:54)JP schrieb: [..] einige der hier erzählten Geschichten vermitteln, dass man eine Beziehung auch pro-aktiv zum Gelingen führen kann, wenn man mit dem entsprechenden Mindset herangeht -- gut für diejenigen, die dazu in der Lage sind. Aber als eine Person, der interpersonelle Chemie [..] immer wichtig war [..]
Ich glaub ich wär ein Kandidat für professionelles Matchmaking - das Problem ist, dass das für Normalsterbliche (s.h. Normal-Betuchte) in der BRD viel zu teuer ist; wir reden hier von mehreren TEUR für 1 Jahr "Betreuung". Ich kann mir vorstellen, dass das in Indien preiswerter zu haben ist. Zu deinem 2. zitierten Satzanfang also: Natürlich ist die Chemie auch mir wichtig, aber dann doch lieber in einem Rahmen wo beide Partieen wissen dass die "Aktien" nicht klein sind, dass man also gerne Verliebtheit hätte, zumindest eine Handvoll Monate lang (lieber mehr), als nur Sex...

Dass ein dauerhaftes "Match" (wir reden hier, nehme ich an, von dem, was früher bei uns Ehevermittlung hieß) auch pro-aktiv klappen kann, ist für viele, denke ich, eine letzte Hoffnung - eben weil ALLES Andere scheiterte bisher. Was m.E. auch einfach am ewig-nabelschauenden modernen urbanen Leben liegen kann... V.a. wird mich an dieser Serie interessieren, welche Rolle d. VermittlerIn spielt; letztendlich hofft man ja als zu Vermittelnde/r auf deren Menschenkenntnis als "Add-on" zur eigenen "kenntnisarmen" Blindheit. Zahnlos

Das Alles wird zufällig auch recht gut dargestellt in den letzten 2 Staffeln von TBBT, wo Rajesh ja wahrhaftig versucht mit einer jungen indischen Single-Dame eine Dauerbeziehung übers romantische Knie zu radebrechen. (Ich seh mir gerade die 2. Hälfte der b'rühmten Serie nochmal an, ein wenig meine "comfort series of the moment"... Awkward! ) Diese Beziehung fand ich pers. die spannendste in den besagten Staffeln.

Und wie die Dame dort an einer Stelle meinte: "Sie wissen schon, dass [jede teilnehmende Person] die Wahl hat?" Eben auch abzulehnen...

Bin also gespannt auf die Serie. (Merci beaucoup für den Hinweis! Snob) Obwohl ich mir momentan noch nicht klar vorstellen kann, ob es eine Doku ist, oder Docutainment. Bei Letzterem hoffe ich sehr auf keine "gescriptete" Übel Reality Show, wo sich die Sprechenden v.a. immer selbst inszenieren - no "turn-on" pour Kube!!
.
[]
[°°]
[Kube]
Dieser Beitrag gefällt:    JP
Zitieren
#3
Hallo Kube,

Zitat:V.a. wird mich an dieser Serie interessieren, welche Rolle d. VermittlerIn spielt;
Ja, da bin ich mal gespannt wie Du das letztlich siehst. Mein Eindruck ist, dass Sima-Auntie (wie die zentrale Heiratsvermittlerin in der Show von den Kund:innen genannt wird) ihre Rolle vor allem darin versteht, unrealistische und übertriebene "Disney"-Erwartungen ihres jungen Klientels auf mindestens die Hälfte herunterzuschrauben. Sie sagt immer wieder: "60% of what you want is good..."  Awkward!

Zitat:Ich kann mir vorstellen, dass das in Indien preiswerter zu haben ist.
Aye, ich kann mir gut ausmalen, dass es auch günstigere Angebote und Dienste dort gibt, aber die in der Serie speziell behandelte Variante scheint definitiv "high class" zu sein. Die Klient:innen fahren fast alle dicke Autos, sind gutaussehend und leben in schicken, großen Häusern. Das ist eigentlich ein bisschen schade, weil sich "Indian Matchmaking" so natürlich eher mit High-Society-Reality-Formaten wie "Keeping up with the Kardashians" als mit tatsächlicher Doku-Arbeit vergleichen lässt. Ich persönlich finde aber die Abgrenzung von "Dokutainment" noch hinreichend gegeben, weil es schon (auf mich) sehr wenig geskriptet wirkt. Daumen hoch!
Dieser Beitrag gefällt:    Kubrickian
Zitieren
#4
Ich hab die 1. Folge durch, und bin leider erstmal nicht besonders beeindruckt, sorry. Werde mir auf jeden Fall noch eine Folge ansehen, um sicher zu sein.

Das Positive zuerst: Man lernt Einiges über Indien (u.a. wie groß es ist), und wie Menschen einer bestimmten Schicht miteinander umgehen, z.B. junge erwachsene Frauen mit ihren Eltern. Kulturelle Unterschiede zum Leben im Westen fallen gleich auf, z.B. dass wohl viel mehr bei den Eltern gewohnt wird bis zur Heirat - und dass Heiraten & Kinderkriegen dort noch so viel mehr an gesellschaftlichem Status bedeutet als in Zentraleuropa...

Apropos Kultur nun das 1. Negative: Kaum zu glauben, dass die "Auntie" einen Gesichts-"Leser" einsetzt, der aus einem Foto so liest wie eine Kirmeswahrsagerin aus der Hand! Und der dann auch noch Dinge einbringt, wie dass "der hier" von einem bösen Geist besessen sei, dessen Austreibung dann die Auntie auch gleich beim betroffenen Klienten angeht!! Gebannt

Ich war schon 2 Mal in Pakistan, in verschiedenen Großstädten, und weiß daher wie letztere in der Gegend an vielen Stellen aussehen - eher "run down", leider, und nicht gerade appetitlich/hygienisch gehalten. Ich nehme stark an, dass das in Mumbai eben so ist. Daher wundert mich nicht, dass mit Ausnahme einiger Fernaufnahmen & weniger Treffen der Paare außerhalb der Wohnungen, fast nur Innenaufnahmen - gelegentlich mit Weitblick auf eine Stadt durch die Fenster - auf dem Schirm vorkommen; es wirkt ein wenig wie der Aufnahmestil von der alten Dauer-TV-Serie Bold & Beautiful... :-p

An mindestens 1 Stelle ist die Folge ganz offensichtlich gescriptet oder mindestens umfassend vorbereitet. Und dass dann noch eine Stelle wo die junge Frau Überraschung simuliert, inkl. "Rotwerden". Traurig

Fragiles Fazit (deshalb sehe ich mir noch eine 2. Folge an): Entweder die Serie ist gemacht für indische Twens/Teens und gaukelt eine schöne, saubere Welt vor. Oder die Macher wollten subversiverweise das Ganze dekonstruieren, ohne dass man es sofort merkt. Die einzige kandidierende Person, die mich interessierte, und ein wenig glaubhaft wirkte, war Akshay (?) aus der ländlicheren Stadt 3h entfernt von Mumbai; dabei ist er von der Art her in meinen Augen eher Unsympath - "hey, ich bin so sportlich und so toll, aber irgendwie sind wohl alle Frauen heute zu verwöhnt". Ach ne! 

Mal sehen wie die 2. Folge wird.
.
[]
[°°]
[Kube]
Dieser Beitrag gefällt:    JP
Zitieren
#5
Nothing to be sorry for, zumindest aus meiner Sicht: Ich kann Dich sehr gut verstehen. Letztlich bietet die Show eindeutig einen Blick in einen winzig kleinen Cutout der indischen Society (the upper...5%?), nicht so sehr in das tatsächliche 'matchmaking' in der breiteren Gesellschaft. 

Ich neige gerade auch dazu, mein Rating herabzusetzen (zumindest von einer Wertung 4 von 5Plus auf ein Minus, eher aber niedriger), da ich per Wikipedia erfahren habe, dass die Sendung sehr dafür kritisiert wurde, dass sie das indische Kastensystem in frische Euphemismen kleidet (“similar backgrounds”, “shared communities”, “respectable families”), aber zu keiner Zeit kritisch hinterfragt. Das heißt, man schaut hier nicht nur den Schönen & Reichen beim Dating zu, sondern auch dabei, wie sie ein unfaires soziologisches Gerüst aufrechterhalten. :-/
Dieser Beitrag gefällt:    Kubrickian
Zitieren
#6
Wow! Zahnlos  Ich hatte gerade so 10 Min. nach meinem Posting oben noch den Gedanken, dass es in Indien nicht ganz dasselbe ist wie im Rest der Welt, wenn Serien gehobene Klassen (und v.a. deren Wohnungen) zeigen. Eben wg. der Historie - und noch-immer-Präsenz in den Köpfen - des ehemaligen Kastensystems. Ehrlich. (Synchronicity - wie Sting sie einst besang! Sonne Mond)
.
[]
[°°]
[Kube]
Dieser Beitrag gefällt:    JP
Zitieren
Thema abonnieren   |   Druckversion anzeigen   |   Thema einem Freund senden