"Indian Matchmaking" ist auch mal wieder so ein Format, wo ich erstmal nicht vermutet hätte, dass es mich sonderlich interessieren könnte. Bei aller Neugier und auch Wertschätzung für andere Kulturen waren 'arrangierte Ehen' nun wirklich nicht so weit oben auf meiner "Darüber muss ich mehr erfahren!"-Liste...
Umso erstaunlicher, dass das Netflixformat mich ziemlich in seinen Bann gezogen hat, was wohl nicht zuletzt an der hochwertigen Produktion und dem teilweise ziemlich selbstironischen und humorvollen Editing liegt. Vor allem in Staffel 1 gibt sich die Serie auch noch redlich Mühe, das Konzept der Heiratsvermittlung als nicht minderwertig ggü. dem klassischen Dating darzustellen, was allerdings m. E. nur in Maßen gelingt. So wollen einige der hier erzählten Geschichten vermitteln, dass man eine Beziehung auch pro-aktiv zum Gelingen führen kann, wenn man mit dem entsprechenden Mindset herangeht -- gut für diejenigen, die dazu in der Lage sind. Aber als eine Person, der interpersonelle Chemie und auch physische Leidenschaft immer wichtig war, überzeugt mich die Message von "Indian Matchmaking" am Ende doch eher wenig...und spätestens in Staffel 2 scheint auch die Serie selbst ein bisschen zurückzurudern (und den Wert einer freien Wahl zu propagieren).
Schade finde ich ansonsten noch, dass relativ wenige der Protagonist:innen besonders 'likable' daherkommen; letztlich hat man es hier doch mit sehr verwöhnten und elitäten jungen Menschen zu tun, die irgendwie ausstrahlen, dass ihnen wegen ihres (oft geerbten) Reichtums nun alle Türen des Universums geöffnet werden müssen. Keine Ahnung, warum sich etwa Aparna überlegt hat, den "villain" dieser Reality-Show spielen zu wollen, aber es ist eben nur begrenzt interessant, Leuten beim Feindseligsein zuzusehen...
Ein letzter Kritikpunkt vielleicht noch: Was mir grundsätzlich sehr widerstrebt, sind die auf unserer Welt immer noch an vielen Orten verbreiteten Restriktionen, dass romantische Beziehungen nur innerhalb der eigenen Ethnizität oder Kultur stattfinden dürfen. Freilich kann ich irgendwo nachvollziehen, woher dieses Phänomen stammt, bzw. warum es bis heute in einer fremdenfeindlichen Welt besteht. Das ändert aber nichts daran, dass der Zwang zum kulturinternen Dating selbst auch per se fremdenfeindlich oder sogar rassistisch ist. Ich finde, das muss mit einer angemessen kritischen Brille gesehen werden.
Nichtsdestoweniger: Trotz der verschiedenen Punkte, die ich skeptisch sehe, ist "Indian Matchmaking" ein humorvoller und auch interessanter Blick in eine (für mich) ganz ferne Welt. Und auch wenn dem Thema Heiratsvermittlung unverändert kritisch gegenüberstehe, weiß ich zu schätzen, dass die Show meine Gedanken dazu angestoßen hat.
Umso erstaunlicher, dass das Netflixformat mich ziemlich in seinen Bann gezogen hat, was wohl nicht zuletzt an der hochwertigen Produktion und dem teilweise ziemlich selbstironischen und humorvollen Editing liegt. Vor allem in Staffel 1 gibt sich die Serie auch noch redlich Mühe, das Konzept der Heiratsvermittlung als nicht minderwertig ggü. dem klassischen Dating darzustellen, was allerdings m. E. nur in Maßen gelingt. So wollen einige der hier erzählten Geschichten vermitteln, dass man eine Beziehung auch pro-aktiv zum Gelingen führen kann, wenn man mit dem entsprechenden Mindset herangeht -- gut für diejenigen, die dazu in der Lage sind. Aber als eine Person, der interpersonelle Chemie und auch physische Leidenschaft immer wichtig war, überzeugt mich die Message von "Indian Matchmaking" am Ende doch eher wenig...und spätestens in Staffel 2 scheint auch die Serie selbst ein bisschen zurückzurudern (und den Wert einer freien Wahl zu propagieren).
Schade finde ich ansonsten noch, dass relativ wenige der Protagonist:innen besonders 'likable' daherkommen; letztlich hat man es hier doch mit sehr verwöhnten und elitäten jungen Menschen zu tun, die irgendwie ausstrahlen, dass ihnen wegen ihres (oft geerbten) Reichtums nun alle Türen des Universums geöffnet werden müssen. Keine Ahnung, warum sich etwa Aparna überlegt hat, den "villain" dieser Reality-Show spielen zu wollen, aber es ist eben nur begrenzt interessant, Leuten beim Feindseligsein zuzusehen...
Ein letzter Kritikpunkt vielleicht noch: Was mir grundsätzlich sehr widerstrebt, sind die auf unserer Welt immer noch an vielen Orten verbreiteten Restriktionen, dass romantische Beziehungen nur innerhalb der eigenen Ethnizität oder Kultur stattfinden dürfen. Freilich kann ich irgendwo nachvollziehen, woher dieses Phänomen stammt, bzw. warum es bis heute in einer fremdenfeindlichen Welt besteht. Das ändert aber nichts daran, dass der Zwang zum kulturinternen Dating selbst auch per se fremdenfeindlich oder sogar rassistisch ist. Ich finde, das muss mit einer angemessen kritischen Brille gesehen werden.
Nichtsdestoweniger: Trotz der verschiedenen Punkte, die ich skeptisch sehe, ist "Indian Matchmaking" ein humorvoller und auch interessanter Blick in eine (für mich) ganz ferne Welt. Und auch wenn dem Thema Heiratsvermittlung unverändert kritisch gegenüberstehe, weiß ich zu schätzen, dass die Show meine Gedanken dazu angestoßen hat.
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