Als Menschlein, das aus familiären und beruflichen Gründen bisher noch nicht die Chance hatte, sich dauerhaft in einer Stadt niederzulassen, ist die Frage nach einer (räumlichen) "Heimat" immer schwer zu beantworten; wenn überhaupt, ist aber die Stadt Dresden da am nächsten an einer sinnvollen Antwort dran, hier lebte ich immerhin die längste Zeit ununterbrochen an einem Ort (ca. 9 Jahre) und absolvierte ein weitestgehend unbeschwertes Studium.
Architektonisch, stadtplanerisch und kulturell ist das "Elbflorenz", wie Dresden auch genannt wird, für mich über jeden Zweifel erhaben. Viele Personen bezeichnen die Stadt als die schönste des Landes, und nach allerhand Stichprobenziehungen in Nord, Süd, Ost und West würde ich mich zumindest vordergründig dieser Meinung anschließen. Toll ist auch, was die Bewohner:innen Dresdens im Laufe eines Kalenderjahres geboten bekommen: Von den Filmnächten am Elbufer im Hochsommer, zum winterlichen Weihnachtsmarktzauber bis hin zur "Bunten Republik Neustadt", einer mehrtägigen Technoveranstaltung in Dresdens alternativem Stadtteil. (Auch wenn ich gerade entsetzt gesehen habe, dass letztere in den vergangenen zwei Jahren aus organisatorischen Gründen ausgefallen ist.)
Der Begeisterung ein wenig gegenüber steht aber m. E. doch auch ein wenig berechtigte Kritik an der Bevölkerung. In dem Jahrzehnt, das ich hier verbrachte, bin ich immer wieder einer gewissen "Wendeverlierer"-Stimmung begegnet, eingebettet in jede Menge Neid und Verbitterung, manchmal auch in reaktionäre oder rechte Tendenzen. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass viele Westdeutsche auf diese Beobachtung mit der trotzigen Aussage reagieren, die Dresdner:innen sollen doch einfach froh und genügsam sein, dass sie in so einer prunkvollen und von Solidaritätszuschlägen hochsanierten Prachtstadt leben können...ganz so simpel finde ich die Sache dann auch wieder nicht. Ich verstehe schon, dass ein Sich-Sozial-Abgehängtfühlen nicht davon behoben wird, dass man auf Bedarf zwischen tollen historischen Gebäuden lustwandeln kann oder die Bürgersteige besonders sauber sind.
Doch einem gewissen Unmut über das Dresdner Gehabe und dieser lakonischen Opferstimmung vieler Einwohner:innen kann auch ich mich echt nicht entziehen. Als vor ein paar Jahren diese verabscheuungswürdigen PEGIDA-Demonstrationen aufkamen, war Dresden halt einfach ganz vorne dabei, und Fackelträger liefen mit Wagnermusik jeden Montag vor meinem Fenster vorbei. Da muss man schon sehr wohlwollend drauf sein, um das nicht auf die Stadt negativ abfärben zu lassen.
In all fairness will ich aber noch hinzufügen, dass (a) diese Eindrücke nun auch schon fast wieder zehn Jahre alt sind und (b) Dresden auch eine sehr aktive und große alternative Szene hat, die sich vor Ort der rechten Jammerei entgegenstellt. Sowieso würde ich jedem Städtereisenden empfehlen, nicht nur bei Zwinger, Hofkirche und Elbufer zu verharren...sondern auch tief in die Dresdner Neustadt einzutauchen, das (im positivsten Sinne) berlineske und lebendige Künstler- und Alternativenviertel. Nur so erhält man meines Erachtens einen ganzheitlichen Blick auf diese spannende Stadt.
Zusammenfassend würde ich Dresden wohl vor allem etwas weniger Kontrastreichtum wünschen; statt der harten Grenze zwischen meckerndem AFD-Spießertum und punkig-bunter Queerwelt, wie sie die Elbe durch die Stadt zieht, wäre ein bisschen mehr Vermischung und Begegnung wünschenswert. Aber da ich bald wieder näher an der Stadt dran sein werde, gelobe ich, immer mal wieder zu prüfen, ob es schon soweit ist...und ggf. meine Wertung endlich zufrieden auf die Bestnote hochvoten zu können
Architektonisch, stadtplanerisch und kulturell ist das "Elbflorenz", wie Dresden auch genannt wird, für mich über jeden Zweifel erhaben. Viele Personen bezeichnen die Stadt als die schönste des Landes, und nach allerhand Stichprobenziehungen in Nord, Süd, Ost und West würde ich mich zumindest vordergründig dieser Meinung anschließen. Toll ist auch, was die Bewohner:innen Dresdens im Laufe eines Kalenderjahres geboten bekommen: Von den Filmnächten am Elbufer im Hochsommer, zum winterlichen Weihnachtsmarktzauber bis hin zur "Bunten Republik Neustadt", einer mehrtägigen Technoveranstaltung in Dresdens alternativem Stadtteil. (Auch wenn ich gerade entsetzt gesehen habe, dass letztere in den vergangenen zwei Jahren aus organisatorischen Gründen ausgefallen ist.)
Der Begeisterung ein wenig gegenüber steht aber m. E. doch auch ein wenig berechtigte Kritik an der Bevölkerung. In dem Jahrzehnt, das ich hier verbrachte, bin ich immer wieder einer gewissen "Wendeverlierer"-Stimmung begegnet, eingebettet in jede Menge Neid und Verbitterung, manchmal auch in reaktionäre oder rechte Tendenzen. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass viele Westdeutsche auf diese Beobachtung mit der trotzigen Aussage reagieren, die Dresdner:innen sollen doch einfach froh und genügsam sein, dass sie in so einer prunkvollen und von Solidaritätszuschlägen hochsanierten Prachtstadt leben können...ganz so simpel finde ich die Sache dann auch wieder nicht. Ich verstehe schon, dass ein Sich-Sozial-Abgehängtfühlen nicht davon behoben wird, dass man auf Bedarf zwischen tollen historischen Gebäuden lustwandeln kann oder die Bürgersteige besonders sauber sind.
Doch einem gewissen Unmut über das Dresdner Gehabe und dieser lakonischen Opferstimmung vieler Einwohner:innen kann auch ich mich echt nicht entziehen. Als vor ein paar Jahren diese verabscheuungswürdigen PEGIDA-Demonstrationen aufkamen, war Dresden halt einfach ganz vorne dabei, und Fackelträger liefen mit Wagnermusik jeden Montag vor meinem Fenster vorbei. Da muss man schon sehr wohlwollend drauf sein, um das nicht auf die Stadt negativ abfärben zu lassen.
In all fairness will ich aber noch hinzufügen, dass (a) diese Eindrücke nun auch schon fast wieder zehn Jahre alt sind und (b) Dresden auch eine sehr aktive und große alternative Szene hat, die sich vor Ort der rechten Jammerei entgegenstellt. Sowieso würde ich jedem Städtereisenden empfehlen, nicht nur bei Zwinger, Hofkirche und Elbufer zu verharren...sondern auch tief in die Dresdner Neustadt einzutauchen, das (im positivsten Sinne) berlineske und lebendige Künstler- und Alternativenviertel. Nur so erhält man meines Erachtens einen ganzheitlichen Blick auf diese spannende Stadt.
Zusammenfassend würde ich Dresden wohl vor allem etwas weniger Kontrastreichtum wünschen; statt der harten Grenze zwischen meckerndem AFD-Spießertum und punkig-bunter Queerwelt, wie sie die Elbe durch die Stadt zieht, wäre ein bisschen mehr Vermischung und Begegnung wünschenswert. Aber da ich bald wieder näher an der Stadt dran sein werde, gelobe ich, immer mal wieder zu prüfen, ob es schon soweit ist...und ggf. meine Wertung endlich zufrieden auf die Bestnote hochvoten zu können
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