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Dresden
Deutschland
Einwohnerzahl
555.350
Wichtige Gewässer Elbe (Fluss), Carolasee
Nahverkehrsmittel Bus | Straßenbahn
Sehenswürdigkeiten  Frauenkirche
 Dresdner Schloss mit Hofkirche
 Zwinger
 Yenidze (Tabakmoschee)
 Semperoper
 Brühlsche Terrassen
 Fürstenzug
Besonderheiten Bei vielen Tourist:innen ist die Stadt besonders für ihren Weihnachtsmarkt (den berühmten "Striezelmarkt") beliebt; viele Einheimische bevorzugen indes den historischen Weihnachtsmarkt an der Frauenkirche. Der Fluss Elbe trennt die Stadt in eine eher konservative Altstadt- und eine progressiv-linke Neustadtseite.
 51.1° N / 13.7° O
 Europa
Hafen-Bewertung für diese Stadt:
basierend auf 3 Stimme(n)
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#1
Als Menschlein, das aus familiären und beruflichen Gründen bisher noch nicht die Chance hatte, sich dauerhaft in einer Stadt niederzulassen, ist die Frage nach einer (räumlichen) "Heimat" immer schwer zu beantworten; wenn überhaupt, ist aber die Stadt Dresden da am nächsten an einer sinnvollen Antwort dran, hier lebte ich immerhin die längste Zeit ununterbrochen an einem Ort (ca. 9 Jahre) und absolvierte ein weitestgehend unbeschwertes Studium. 

   
Architektonisch, stadtplanerisch und kulturell ist das "Elbflorenz", wie Dresden auch genannt wird, für mich über jeden Zweifel erhaben. Viele Personen bezeichnen die Stadt als die schönste des Landes, und nach allerhand Stichprobenziehungen in Nord, Süd, Ost und West würde ich mich zumindest vordergründig dieser Meinung anschließen. Toll ist auch, was die Bewohner:innen Dresdens im Laufe eines Kalenderjahres geboten bekommen: Von den Filmnächten am Elbufer im Hochsommer, zum winterlichen Weihnachtsmarktzauber bis hin zur "Bunten Republik Neustadt", einer mehrtägigen Technoveranstaltung in Dresdens alternativem Stadtteil. (Auch wenn ich gerade entsetzt gesehen habe, dass letztere in den vergangenen zwei Jahren aus organisatorischen Gründen ausgefallen ist.)

Der Begeisterung ein wenig gegenüber steht aber m. E. doch auch ein wenig berechtigte Kritik an der Bevölkerung. In dem Jahrzehnt, das ich hier verbrachte, bin ich immer wieder einer gewissen "Wendeverlierer"-Stimmung begegnet, eingebettet in jede Menge Neid und Verbitterung, manchmal auch in reaktionäre oder rechte Tendenzen. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, dass viele Westdeutsche auf diese Beobachtung mit der trotzigen Aussage reagieren, die Dresdner:innen sollen doch einfach froh und genügsam sein, dass sie in so einer prunkvollen und von Solidaritätszuschlägen hochsanierten Prachtstadt leben können...ganz so simpel finde ich die Sache dann auch wieder nicht. Ich verstehe schon, dass ein Sich-Sozial-Abgehängtfühlen nicht davon behoben wird, dass man auf Bedarf zwischen tollen historischen Gebäuden lustwandeln kann oder die Bürgersteige besonders sauber sind.

Doch einem gewissen Unmut über das Dresdner Gehabe und dieser lakonischen Opferstimmung vieler Einwohner:innen kann auch ich mich echt nicht entziehen. Als vor ein paar Jahren diese verabscheuungswürdigen PEGIDA-Demonstrationen aufkamen, war Dresden halt einfach ganz vorne dabei, und Fackelträger liefen mit Wagnermusik jeden Montag vor meinem Fenster vorbei. Da muss man schon sehr wohlwollend drauf sein, um das nicht auf die Stadt negativ abfärben zu lassen.

   
In all fairness will ich aber noch hinzufügen, dass (a) diese Eindrücke nun auch schon fast wieder zehn Jahre alt sind und (b) Dresden auch eine sehr aktive und große alternative Szene hat, die sich vor Ort der rechten Jammerei entgegenstellt. Daumen hoch! Sowieso würde ich jedem Städtereisenden empfehlen, nicht nur bei Zwinger, Hofkirche und Elbufer zu verharren...sondern auch tief in die Dresdner Neustadt einzutauchen, das (im positivsten Sinne) berlineske und lebendige Künstler- und Alternativenviertel. Nur so erhält man meines Erachtens einen ganzheitlichen Blick auf diese spannende Stadt. 

Zusammenfassend würde ich Dresden wohl vor allem etwas weniger Kontrastreichtum wünschen; statt der harten Grenze zwischen meckerndem AFD-Spießertum und punkig-bunter Queerwelt, wie sie die Elbe durch die Stadt zieht, wäre ein bisschen mehr Vermischung und Begegnung wünschenswert. Aber da ich bald wieder näher an der Stadt dran sein werde, gelobe ich, immer mal wieder zu prüfen, ob es schon soweit ist...und ggf. meine Wertung endlich zufrieden auf die Bestnote hochvoten zu können Wertung 4 von 5
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#2
Mit dem Wenigen (immerhin eine Handvoll Besuche, u.a. auch den Vorposter damals dort persönlich) was ich bisher von Dresden sah, gehe ich definitiv konform mit dieser Wertung; also auch von mir die Fastbestnote.

Ansehnlich ist die (Alt-)Stadt auf jeden Fall, und die Lage im Rund der Elbe die zwischen durch fließt ziemlich außergewöhnlich (positiv betont). Die Porzellanschätze in einigen musealen Orten fand ich wunderschön.

Bei mir verblieb eigentlich ein Eindruck, dass Dresden schön, aber etwas hochnäsig ist, so wie sich die Stadt gibt & manche Leute reden. Dieses Marienkirche-Projekt ging ein wenig in diese Richtung, fand ich.
Auch die Neonazis, die ab & an auf der Tram mit fahren und sich hörbar verächtlich über Gott & die Welt äußern kipp ich mal mit in die hochnäsige Schublade.

Aber letztendlich sind faschistoide Tendenzen im Osten ja nicht ein Dresden-Sonderfall. Wie es genau dazu kam, dass im Osten es solche Tendenzen vermehrt gibt (und, ja, ich zähle Pegida dazu) ist schwierig zu erkennen, zumindest für einen Laien/"Südi" wie mich, aber irgendwie tragikomisch ist es schon, dass früher bei Besuchen in der DDR von Tour-FührerInnen von der m.E. Scheiß-MAUER als "anti-faschistischer Wall" geredet wurde, und dann nach der Wende die heute bekannte Entpuppung derjenigen kam, die eigentlich dieser "Wall" meme-mäßig hätte schützen sollen. (Obwohl "Entpuppung" evtl. zu weit geht; vielleicht waren es ja wirklich auch Westler die dann vieles vom Braun-"Gut" in den Osten trugen nach dem Fall des "Walls"...)

Die "linke" Seite der Stadt kenne ich außer ein paar Schlender-Gänge zu schaffen, und die ein oder andere Kneipe dort von innen zu "untersuchen", kaum. Daher ist mein Urteil entspr. löchrig, denke ich.

Aber immerhin finde ich August den Starken (ein Name der mich an den "Sehr gut"-Sketch erinnert, wo ein Vater seinen Sohn so nennen will Juchu) & sein Dresden faszinierend. Königlich Und die heutige Stadt bestimmt nochmal besuchenswert!
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#3
Ich war in den letzten Jahren zwei Mal für ein paar Tage in Dresden (und ein drittes Mal Anfang der 2000er)
und finde die Stadt sehr spannend gerade auch wegen der starken Kontraste.
Leider hat die Dresden (und Sachsen insgesamt) in den letzten Jahren durch Pegida und Co einen entsprechenden Ruf,
aber wenn man dann dort ist merkt man an einem normalen Wochenende eigentlich nichts davon.
Ich fand sogar, dass das Publikum sehr viel internationaler war als erwartet, was natürlich nicht zuletzt daran liegt, dass offenbar immer relativ viele Touristen aus aller Welt dort sind.

Besonders auffällig war für mich die immer noch starke Präsenz der Zerstörungen des Weltkriegs:
Rund um den direkten Innenstadtbereich ist einfach sehr viel "Niemandsland" (Parkplätze, überbreite Straßen mit nicht nutzbaren Grünflächen, vorstadtartige Plattenbausiedlungen).
Wirklich erstaunlich, dass soviel Fläche in zentraler Lage ungenutzt verschwendet wird und dadurch leider auch kein wirkliches urbanes Gefühl aufkommt.
Das ausgleichend hat Dresden mit dem Neumarkt ein sehr ambitioniertes Rekonstruktionsprojekt in Angriff genommen und damit einen der schönsten Plätze in einer deutschen Stadt geschaffen (schon allein weil keine Autos in Sichtweite sind).
Rekonstruktionen sind zwar fast immer ein umstrittenes Thema (es gibt auch gute Gründe sowohl dafür als auch dagegen), wobei ich im allgemeinen eher ein Fan davon bin.
(Wenn man sich mehr damit befasst, wird man auch überrascht sein wieviele bekannte Gebäude in Wahrheit Rekonstruktionen sind).

Das wirkliche Großstadtleben (und auch weniger Touristen) findet man aber eigentlich nur in der (äußeren) Neustadt, auf der nördlichen Elbseite.
Ich könnte mir denken, dass viele Leute die nur kurz in der Stadt sind, dort gar nicht hinkommen und sich am Ende nur ein einseitiges Bild von der Stadt machen.
Ansonsten ist der Bereich entlang der Elbe auch sehr schön, mit den Elbschlössern, den Weinbergen, dem blauen Wunder und natürlich - wieder auf der südlichen Seite - der große Garten. Als Tourist kommt man in Dresden jedenfalls voll auf seine Kosten würde ich sagen.

Trotzdem für mich auch nur eine Wertung 4 von 5 , da die Stadt eben vielerorts noch unfertig wirkt und sich weite Teile wie eine Wüste mit wenigen Oasen darin anfühlt (südliche Elbseite).

Hier sind auch noch ein paar Fotos von meinem letzten Besuch:

     
Der oben bereits besprochene Neumarkt

   
Die Elbe mit Weinberg und Raddampfer

   
Der Mosaikbrunnen von Poelzig

     
Eine Straße in der äußeren Neustadt
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#4
(Coole Fotos! Danke dafür und den interessanten Beitrag... Der Neumarkt sieht aus wie einige andere größere "squares" (auf dt. Marktplätze?) in europäischen Städten - sowas anbieten zu können ist immer toll. Da gibt's in Berlin höchstens den Alex, aber der sieht ja dann doch ziemlich anders aus - und "lebt" viel hektischer...)
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#5
Ich habe Dresden das erste Mal im Sommer 2019 kennengelernt -- bei einem Konzert am Elbufer. Die Location war ziemlich beeindruckend auch wenn damals der Wasserstand der Elbe ziemlich niedrig war. Leider blieb nicht viel Zeit um den Rest zu bestaunen. Die Stadtführung im Jahr drauf übernahm dann Dresden-Profi @JP . Die Architektur ist wunderschön, an jeder Ecke gibt es sowohl auf Augenhöhe als auch beim Kopf in den Nacken werfen etwas zu gucken und selbst mein bayrischer, München liebender Vater sagte Dresden sei die schönste Stadt Deutschlands. Ich fühlte mich durchgängig wohl (trotz einigen pampigen Strickmünder-Ostdeutschen), vor allem in der Neustadt -- man spürt direkt den Einfluss der "linken Welle" und der internationalen Studierenden. Das Kultur-Angebot ist wirklich bodenlos und breit gefächert; wir hatten Glück und waren zufällig über's Wochenende dort und haben das riesige Stadtfest in vollen Zügen genossen. Die ganze Stadt war quasi ein einziges Festival-Gelände und ich fand's ziemlich nice! Deshalb vergebe ich Wertung 4 von 5 -- gerne wieder!
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