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Beef
2023 – aktuell
Genres
Comedy | Drama | Krimi/Thriller
Umfang
10 Folgen (in 1 Staffel)
Cast
Ali Wong, Steven Yeun, Joseph Lee, Young Mazino, David Choe, Maria Bello, Ashley Park
Inhalt
Ein zu langes, aggressives Hupen auf einem Parkplatz eskaliert zu einem wahrhaftigen "road rage"-Moment, und plötzlich jagen sich die wohlhabende Floristin Amy und der vom Leben abgehängte Handwerker Danny wuterfüllt durch eine Vorstadtsiedlung. Es ist der Beginn einer besonderen Fehde, deren Auswirkungen beide noch nicht abschätzen können...
Hafen-Bewertung für diese Serie:
basierend auf 2 Stimme(n)
  • 2 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
5 / 5
Deine Wertung:

#1
Die Kunstfilm-Schmiede "A24", die in den letzten Jahren für ihre kreativen und ungewöhnlichen Werke mit Preisen nur so überschüttet wurde (u. A. "Everything, Everywhere, All At Once", "Midsommar", "Lady Bird", "Moonlight") ist mittlerweile auch ein ernstzunehmender Player auf dem Fernsehmarkt...und schafft es m. E. da mindestens genauso gut wie auf der Kinoleinwand, kluge Geschichten in hochkarätigem Gewand zu erzählen.

Die neueste Serie des Studios ist "Beef", bei der mich vor einigen Wochen schon der Trailer vollends weggepustet hatte. Nun ist die Erzählung in einer ersten Staffel erschienen, und ich hab' alle zehn Folgen in drei Tagen weggefuttert (und das trotz eines zur Zeit wirklich arg reduzierten Privatlebens). Aus vielerlei Gründen lässt mich "Beef" schwer beeindruckt zurück:
Pro-Punkte
  • Ich finde, wir haben es mit einem der brillantesten Drehbücher zu tun, die ich seit langem bei ihrer Bildwerdung habe beobachten dürfen. Ich bin eigentlich gar nicht so ein Fan von so schnurrbartzwirbelndem 'high brow'-Humor (Snob), aber hier wird all die 'Artsy-Arthouse-ness' so gekonnt mit menschelnden und "auf dem Boden gebliebenen" Elementen verwoben, dass ich echt baff zurückbleibe. Vor allem die ungewöhnliche Finalfolge, in der "Beef" seine genremäßige Flüchtigkeit noch um mindestens drei weitere Kategorien erweitert, wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Die Auflösung ist Mind blown!!
  • Ali Wong feierte ich bereits für Ihre grandiosen Netflix-Comedy-Specials, und Steven Yeun war mir bei "The Walking Dead" immer ganz sympathisch. Hier lassen beide diese Vorleistungen meilenweit hinter sich und liefern ganz, ganz große, dramatische Schauspielkunst ab. Kudos auch an alle Nebenrollen, sowie die Verpflichtung gegenüber einem All-Asian-Ensemble, das fast durchweg kontra-stereotype Rollen besetzen darf! Die Ausarbeitung kultureller Nuancen sowie Seitenhiebe auf inner-asiatische Konflikte fand ich dabei ziemlich großartig.
  • Soundtrack, Bildgestaltung, Schnitt -- alles auf ganz, ganz hohem Niveau, wie man es eben von A24 erwartet.

Das heißt nicht, dass "Beef" perfekt ist; wer wie Autor Lee Sung-Jin große Risiken beim Konventionenbrechen eingeht, der läuft natürlich auch Gefahr, dass hier und da mal etwas danebengeht. Gerade in der Mitte hängt "Beef" meines Erachtens ein wenig durch, und ich bin auch noch nicht ganz sicher, wie ich zu der Darstellung der koreanischen Immigrant:innen-Kirche stehe, welche in der Story ein wichtiges Element darstellt.

Aber nach all den Emotionen und Gedanken, durch die mich "Beef" geschickt hat: Wertung 5 von 5
Dieser Beitrag gefällt:    Kubrickian, strubadur
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#2
Das klingt ja vielversprechend! Bin ehrlichgesagt gar nicht auf dem Stand der Dinge, wenns drum geht was es grade an guten Serien gibt und hab heute zum ersten Mal seit ewig wieder bei Netflix reingeschaut. Da ist mir das auch direkt ins Auge gefallen, vielleicht schau ich dann demnächst mal rein!
Dieser Beitrag gefällt:    JP, Kubrickian
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#3
Klingt interessant wenn auch ein wenig rasant! Trotz Zwinker (Dieser Kompendiumseintrag hat mir BTW deutlich geholfen beim Lösen des heutigen NYT-Mini-Kreuzworts! Juchu)

P.S. (4 days later edit): Heute, 29.4., bekam die Serie ein sehr deutliches Lob Daumen hoch! im Berliner Fritz-Radio. Zitat aus der Morgensendung... "Film-Anna Wollner findet, die Serie hält uns perfekt den Spiegel vor."
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[Kube]
Dieser Beitrag gefällt:    JP
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#4
Ich habe mich in der letzten Zeit bewusst von längeren Serien ferngehalten, aber BEEF konnte ich mir nicht entgehen lassen. Mit 10 Folgen zu je knapp 35 Minuten ist das auch eine Serie genau nach meinem Geschmack. Ich kann @JP nur zustimmen, ich fand das vermutlich die beste Serie, die ich seit Fleabag gesehen habe! Die zwei Hauptdarsteller:innen Ali Wong und Steven Yeun haben wirklich fantastische Chemie vor der Kamera. Normalerweise finde ich es schwer auszuhalten, wenn sich Charaktere in Filmen derartig verstricken, wie es hier ja quasi die Essenz des Plots ist, weil das oft als komödiantisches Storytelling verwendet wird, das ich ein bisschen faul finde. Hier wird es aber auf die Spitze getrieben und funktioniert, weil es nicht nur lamer Slapstick ist, sondern die Beweggründe der Protagonist:innen ebenfalls thematisiert werden. Ich mag die Dynamik der Story, die absurd-komisch beginnt und nach und nach immer düsterer wird, aber dabei trotzdem weder an witzigem Charme noch an Ernsthaftigkeit einbüßt. Ein wahres Meisterwerk!

Als Keramik-Liebhaberin muss ich natürlich ein paar Worte zu Georges Kunst verlieren, die mich sehr beschäftigt hat. Ich finde, das Art Department hat da ganze Arbeit geleistet. Das muss man erstmal hinkriegen, einer fiktionalen Figur eine künstlerische Handschrift zu geben, die konsistent ist UND sich auch noch im Verlauf der Geschichte weiterentwickelt. Zu Beginn macht George so blobartige Vasen, die ein bisschen eklig aussehen - sie scheinen irgendwie mit einer Art metallischer Schrumpfglasur überzogen zu sein und wecken bei mir Assoziationen zu Blut, Stranger Things, schlaffen Penissen, Kackhaufen? Sie haben mich außerdem auch ein bisschen an Seth Rogens psychedelische Vasen erinnert! Später dann haben seine Skultpuren immer noch diesen kupferartigen Schein, aber eine ganz andere Form.
Ein paar kritische Gedanken dazu:
1) Ich hab versucht, rauszufinden, ob das echte keramische Skulpturen sind - ich glaube irgendwie nicht! Die müssten sehr schwer sein. Wenn die Charaktere sie anheben, wirken sie aber sehr leicht. Außerdem sieht die Glasur nicht aus wie echte Glasur. Aber das ist schon meckern auf sehr hohem Niveau.
2) Mein vermutlich einziger Kritikpunkt an der Serie - ich kaufe George nicht ab, dass er ein Keramikkünstler ist. Sehr deutlich wird das einmal in der Töpferszene (die denke ich eine klare Referenz zu Ghost ist), als George an der Scheibe sitzt und einen großen Zylinder dreht, aber die ganze Zeit dabei Augenkontakt zu Amy hat, und dann schlussendlich den Zylinder ruiniert (kein Wunder). Selbst ein Vollprofi würde niemals über so einen langen Zeitraum GAR nicht darauf schauen, was er/sie da eigentlich grade dreht. Die lassen es so wirken, als würde er da nebenbei die Suppe umrühren oder so, aber nicht töpfern. Wo ich mir denke: Irgendjemand hat den Zylinder doch gemacht, d.h. da war jemand am Set mit Ahnung - da hätte man dem Schauspieler doch vielleicht mal ein paar Basics vermitteln können. Außerdem: Die Skulpturen wirken auf mich eher handgeformt/aufgebaut, nicht an der Scheibe gedreht. Aber okay, kann auch sein, dass da noch ein paar Verformungsschritte kommen und der einfach beide Techniken kombiniert! Und letztens: George wird dargestellt, als wäre er ein etwas trotteliger Typ der im Haushalt nicht so viel Ahnung hat (einmal erzählt er ganz stolz, dass er eine ziemliche basic Aufgabe ganz allein hinbekommen hat, glaube Wasser abstellen oder so). Das passt nicht zu seinem Töpfercharakter, finde ich. Nach meiner Erfahrung sind Leute, die töpfern, fast immer (!) handwerklich ganz fit, weil das müssen sie auch sein. Vor allem, wenn ich mir anschaue, was George angeblich für komplexe Glasuren für seine Skulpturen herstellt: Das sind keine Fertigglasuren, die man mal so eben kaufen kann, die muss er selber entwickelt haben. Da gehört ein ganz ausgeprägtes "Nerdgen" dazu, was finde ich im Widerspruch zu seiner sonstigen Charakterisierung ist. Vielleicht seh ich das aber auch ein bisschen zu eng!

Insgesamt gibts von mir natürlich auch die Höchstpunktzahl!
Dieser Beitrag gefällt:    JP, Kubrickian
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#5
Das hat heuer mindestens 1 Emmy bekommen Daumen hoch! - evtl. sehe ich es mir doch mal an... Trotz
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[Kube]
Dieser Beitrag gefällt:    JP
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