Natürlich muss ein Barbie-Film für Barbie-Kram werben - das tut dieser auch, allerdings ironisch bzw. nett-nostalgisch/lachreizend, je nachdem in welcher Laune man sich gerade befindet...
So ähnlich läuft es im ganzen Film - es gibt immer wieder Momente, manchmal "in all senses" haarsträubende, wo man sich auf die ein oder andere Seite schlägt, wo aber beides möglich ist. Eine stumpfe Occam'sche Schneide in Filmform...
Wobei Regisseurin Gerwig und Mit-Produzentin Robbie sich bei ihrer gemeinsamen Übernahme dieses seit Jahren brachliegenden Projekts weniger auf Ironisches einlassen sondern eher aufs leicht*
Sardonische. Es wird Einiges mit einem leichten Touch ins Absurde verlängert - wie z.B. die Beine der Weird Barbie - und dann teilweise ganz ernsthaft abgearbeitet.
Bei diesem wichtigeren Ernsthaften (sorry, Mr. Wilde!) helfen auf jeden Fall auch der Haupt-Ken, galant gespielt durch den talentierten Hrn. Gosling - "nachdem ich merkte dass das Patriarchat sich doch nicht auf Pferde aufbaut, war ich eh nicht mehr so sehr interessiert"! - und eine vernünftige aber etwas einsame alleinerziehende Latina, die die ganze Verwirrung
auslöst. (Sie arbeitet bei der Film-Vn. von Mattel, die hier ganz besonders auf die Schippe genommen werden - Kudos dem Mut der Marketingabteilung der Echtfirma.
)
Und natürlich Robbies Können in puncto strahlend-blond sein in einer Sekunde, und in der nächsten eine intensive Denkerin, der man sofort abnimmt, dass sie sich nun einer Lösung widmet...
Neben daher perfektem^ Casting warten dann die Regisseurin und ein Hr. Baumbach mit einem gelungenen Drehbuch auf, inkl. gelungenen Absurd-Kulissen (Wes Anderson staunte bestimmt) und geschliffenen, oft intelligenten, Dialogen. Letztere gehen sogar oft ins abgehoben Gesellschaftlich-Philosophische: Was kommt nach dem einigermaßen endlich beschleunigtem Feminismus und Gender-Equalisieren? Was kann Barbie sein, sobald sie das puppenhaft-utopische Dasein verlässt?
Und dann wusste ich ja nicht, dass Helen Mirren die körperlose Erzählerin stellt! Und dass sogar Kubrick am Anfang mindestens 5 Minuten lang zitiert wird - was für ein "bold open"!!!
Für Männer aller Art jedenfalls ein Augenöffner; wenn sie diese auch wirklich bereit sind zu öffnen, und nicht, wie der vorlaute britische Empörungs-Talker Piers Morgan gleich/nur einen "massiven Angriff auf Männer" wahrnehmen...
Passiert selten, aber so bekommt dieser Pink-Streifen verdient alle Punkte:
M.E. ein "must see"...
(* ich definiere die Stufen mal so: Egal -> leichte Sardonie -> Sardonie -> Sarkasmus / ^ inkl. einer social-media-bewussten humorigen Seite: Emma Mackey bekam eine mehrere Sätze sprechende Nebenrolle als weitere Barbie, weil sie ja in besagten Medien angeblich mit Robbie vom Gesicht her verwechselt wird!! )