12.02.2024, 18:18
(Zuletzt bearbeitet: 14.02.2024, 13:17 von Kubrickian.
Grund: Haupttext-Einstellung "very late in the day"!!
)
Nach dem noch einigermaßen in einem Rahmen glaubhaften wenn auch extremen Verhaltens bleibenden früheren Film des Regisseurs mit Ms. Stone - wo es um den Favourite der alt-ehrwürdigen Queen Anne von England ging - kommt nun diese wilde provokative Tour de Farce, eine frech-feministische Frankensteiniade in einem alternativen viktorianischen England, ausbrechend ins restliche Europa & sogar Ägypten.
Das "Monster" hier ist allerdings eine anfangs sehr kindliche & tolpatschige junge Frau, deren Körper der groteske Dr. Baxter nach dem nassen Suizid einer verzweifelten Gattin - die zufällig, lernen wir später, Victoria hieß! - aus unbekannter Ehe rettet, indem er diesem ein anderes Hirn implantiert, und mit entspr. Shelley'schen Mitteln reinkarniert.
Stone spielt diese große schlanke 'erwachsene Pippi Langstrumpf' ohne Hemmungen, naiv & immer sehr direkt, immens neugierig - überhaupt sehr gierig nach allem was die bunte* Welt so zu bieten hat! Diese alles bis zur letzten Konsequenz ausprobierende Person spielt Stone sehr mutig & modern (u.a. im Sinne von soft-porniger Moderne im Lichtspiel-Mainstream unserer Zeit), und setzt einen Meilenstein in ihrer eigenen bewundernswerten Karriere & macht sich damit m.E. zu einer Legende der filmischen Gegenwart.
Ich hab erst durch diesen Film verstanden, warum sich einige demonstrierende Frauen in der #MeToo-Phase vor einigen Jahren auch als "slut" gerierten, und stolz auf diese emanzipative Wende schienen. Gerade die Verbindung dieser beiden Linien in genau dieser Bewegung verwirrten mich immer wieder.
Aber hier wird m.E. in erstaunlich märchenhaftem Dreß gezeigt, wie diese befreiende Reaktion des "ich bin weiblich und ich darf auch alles, lasse mich aber nicht schlecht behandeln" philosophisch zustande kommt. Und die patriarchal-unterdrückenden Momente sind natürlich auch vertreten, v.a. im letzten Filmviertel mit seiner erstaunlichen Wende nach der reaktionären Behauptung "der Körper bestimmt die Identität", was gerade diese ganze Story bis dahin ja widerlegte.
Sehr gut gefallen hat mir die weise Bordell-Chefin, mit ihren eigenen teils irren Vorlieben, die aber der Heldin, Bella, verrät wie die Frauen auf Dauer das Steuer übernehmen können. Wobei dann allerdings das Ende m.E. ein wenig zu sehr wieder in den alten Rahmen zurück fällt, evtl. fallen muss, denn es ist immerhin eine Epoche wo weltweit die urbane weibliche Emanzipation gerade erst beginnt.
Wunderbar war das etwas längere Cameo der größten Kinolegende hier (neben Dafoe, natürlich): Hanna Schygulla. Cool sie als eine gelassene philosophisch-potente britische Lady zu erleben!
Und Hr. Ruffalo hatte hier gewiss eine seiner anstrengendsten Rollen zu meistern - der amoralische Schwindler mit gelegentlichem Herz & Charme! Well done, o ehemals grüner Hüne!
Trotzdem schafft es Stone fast alle Anderen an die flimmernde Wand zu spielen - insbesonders ihr jungfräulicher 1. Tanz, der sie hin zur Quelle der Musik hin reißt, war eine Wonne! Well done, Emma! (Alice Schwarzer kichert leise ins Kissen...)
Fazit: Volle Punkte für den Mut so einen hektischen, turbulenten & v.a. kinoliebhaberischen Film zu schaffen, mit einem Punkt Abzug für die m.E. unnötigen Andienungen an übertriebenen Wokeism (v.a. die durchaus liebenswerte lesbische Liebesszene inkl. implizitiertem Engelsgesang )...
P.S.*: Die schrägen, bunten Kulissen sind grandios! Sie sind so ungewöhnlich/komplex, und so perfekt realisiert, dass man sich beim vorbeiziehenden Reigen der Himmels-Sets fragt, ob das echt sein kann, oder doch kitschig-gewieftes CGI? Und wenn Letzteres, war dann - aaaaarrrggh!! - K.I. im Spiel?! Erschütternde Hintergedanken, auch hier!
P.P.S.: Ich überlege den Urtext, einen kurzen Roman aus den 90ern, mal zu besorgen und hinein zu lesen. Luft anhalten!
Das "Monster" hier ist allerdings eine anfangs sehr kindliche & tolpatschige junge Frau, deren Körper der groteske Dr. Baxter nach dem nassen Suizid einer verzweifelten Gattin - die zufällig, lernen wir später, Victoria hieß! - aus unbekannter Ehe rettet, indem er diesem ein anderes Hirn implantiert, und mit entspr. Shelley'schen Mitteln reinkarniert.
Stone spielt diese große schlanke 'erwachsene Pippi Langstrumpf' ohne Hemmungen, naiv & immer sehr direkt, immens neugierig - überhaupt sehr gierig nach allem was die bunte* Welt so zu bieten hat! Diese alles bis zur letzten Konsequenz ausprobierende Person spielt Stone sehr mutig & modern (u.a. im Sinne von soft-porniger Moderne im Lichtspiel-Mainstream unserer Zeit), und setzt einen Meilenstein in ihrer eigenen bewundernswerten Karriere & macht sich damit m.E. zu einer Legende der filmischen Gegenwart.
Ich hab erst durch diesen Film verstanden, warum sich einige demonstrierende Frauen in der #MeToo-Phase vor einigen Jahren auch als "slut" gerierten, und stolz auf diese emanzipative Wende schienen. Gerade die Verbindung dieser beiden Linien in genau dieser Bewegung verwirrten mich immer wieder.
Aber hier wird m.E. in erstaunlich märchenhaftem Dreß gezeigt, wie diese befreiende Reaktion des "ich bin weiblich und ich darf auch alles, lasse mich aber nicht schlecht behandeln" philosophisch zustande kommt. Und die patriarchal-unterdrückenden Momente sind natürlich auch vertreten, v.a. im letzten Filmviertel mit seiner erstaunlichen Wende nach der reaktionären Behauptung "der Körper bestimmt die Identität", was gerade diese ganze Story bis dahin ja widerlegte.
Sehr gut gefallen hat mir die weise Bordell-Chefin, mit ihren eigenen teils irren Vorlieben, die aber der Heldin, Bella, verrät wie die Frauen auf Dauer das Steuer übernehmen können. Wobei dann allerdings das Ende m.E. ein wenig zu sehr wieder in den alten Rahmen zurück fällt, evtl. fallen muss, denn es ist immerhin eine Epoche wo weltweit die urbane weibliche Emanzipation gerade erst beginnt.
Wunderbar war das etwas längere Cameo der größten Kinolegende hier (neben Dafoe, natürlich): Hanna Schygulla. Cool sie als eine gelassene philosophisch-potente britische Lady zu erleben!
Und Hr. Ruffalo hatte hier gewiss eine seiner anstrengendsten Rollen zu meistern - der amoralische Schwindler mit gelegentlichem Herz & Charme! Well done, o ehemals grüner Hüne!
Trotzdem schafft es Stone fast alle Anderen an die flimmernde Wand zu spielen - insbesonders ihr jungfräulicher 1. Tanz, der sie hin zur Quelle der Musik hin reißt, war eine Wonne! Well done, Emma! (Alice Schwarzer kichert leise ins Kissen...)
Fazit: Volle Punkte für den Mut so einen hektischen, turbulenten & v.a. kinoliebhaberischen Film zu schaffen, mit einem Punkt Abzug für die m.E. unnötigen Andienungen an übertriebenen Wokeism (v.a. die durchaus liebenswerte lesbische Liebesszene inkl. implizitiertem Engelsgesang )...
P.S.*: Die schrägen, bunten Kulissen sind grandios! Sie sind so ungewöhnlich/komplex, und so perfekt realisiert, dass man sich beim vorbeiziehenden Reigen der Himmels-Sets fragt, ob das echt sein kann, oder doch kitschig-gewieftes CGI? Und wenn Letzteres, war dann - aaaaarrrggh!! - K.I. im Spiel?! Erschütternde Hintergedanken, auch hier!
P.P.S.: Ich überlege den Urtext, einen kurzen Roman aus den 90ern, mal zu besorgen und hinein zu lesen. Luft anhalten!