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#1
Weiß nicht ob so 'n Thread hierhin - oder überhaupt in den 'Hafen - gehört. Aber Nelson Mandelas (natürlicher) Tod im hohen Alter gestern abend gegen 20 Uhr MEZ sollte nicht ganz unerwähnt bleiben. Er war einer der bekanntesten/verehrtesten Ausländer der Welt - überall außer in seinem Heimatland Südafrika. Dort vergötterte man ihn regelrecht!

Ich habe mich fast mein ganzes Leben lang mit ihm beschäftigt weil ich ihn sehr bewundere. Man muss sich das mal vorstellen - 27 Jahre wg. seiner Überzeugungen (eher nichts Kriminellem) hinter Gitter zu sitzen und danach alles Andere als rächend ggü. seinen Einsperrern drauf zu sein. Als er freigelassen wurde Ende der Achtziger hab ich eine große Party bei mir zuhause veranstaltet. Ich - Grade-A-Partymuffel.

Um möglichst wenig zu langweilen liste ich mal einige "facts" auf - hoffentlich weniger bekannte:
  • Er wurde "Black Pimpernel" genannt weil er dem Apartheidsstaat anfangs immer wieder entkam - angelehnt an den historischen "Scarlet Pimpernel".
  • Er war lange gegen jede Anwendung v. Gewalt gegen Menschen - ließ sich aber bei zunehmenden Greueltaten des Burenstaats dann doch dazu überreden den bewaffneten Kampf mit zu tragen.
  • Seine 2. Frau Winnie - ehemaliges Model - war lange 'n Star unter Schwarzafrikanern... bis sich (erst Jahre später) herausstellte dass sie gegen Ende seiner Gefangenenzeit 'nen mafia-artigen Jugendclan in Soweto aufgebaut hatte, der Schutzgelder eintrieb & mindestens 1 Menschen umbrachte.
  • Er schuf zusammen mit seinem damaligen Justizminister d. TRC; m.E. einer der erstaunlichsten menschlichen Prozesse d. es je gab! Schade dass so etwas heuer in Vergessenheit gerät...
  • Er blieb so lange Präsident u.a. bis er sich halbwegs sicher sein konnte dass d. Radikalen im ANC einigermaßen unter Kontrolle gehalten werden konnten. Dann trat er verdientermaßen ab - da war er schon 80!
  • Er heiratete in 3. Ehe d. Witwe Samora Machels - dem großen Kommunistenanführer des Nachbarlands Mosambiks. Letzterer hatte wiederum sein Land befreit aber gewalttätiger. Mandela selber war aber nie der große Kommunist - eher Humanist.
Ein bemerkenswerter Mann ist gestorben. Vivat Mandela! Mögen deine Nachkommen in Südafrika - & viele Andere überall - deine Sanftheit & gleichzeitiges eisernes Festhalten an Prinzipien der Freiheit & Gleichwertigkeit nicht vergessen...

(Der Große mit dem Möchtegern-Großen... Bild aus der engl. Wikipedia)
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#2
Danke für die interessanten Informationen, Kubrickian! Dein Beitrag hat meinen Eindruck eines heftigen Lebens erweitert. Blieb denn Winnie seine 2. Ehefrau bis zum Ende der Gefangenschaft oder hatten sie sich schon vorher getrennt? Kann mir nicht vorstellen, wie das für einen Menschen - der Frieden und Sanftmut verkörpert - sein muss, wenn die Partnerin in mafiöse Strukturen übertritt...

Es ist ein bewegendes Ende für solch eine Biografie, dass Mandela nach viel Ungerechtigkeit bis ins hohe Alter aktiv bleiben konnte und nun einen natürlichen Tod erfahren hat. RIP!
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#3
Bis zum Ende. Sie trennten sich erst später. Spätestens als diese Sache m. dem "Fußballclub" vors Gericht kam. Leider kam Winnie straffrei davon weil sie nie direkt m. dem Mord verbunden werden konnte.

Zitat:dass Mandela nach viel Ungerechtigkeit nun bis ins hohe Alter aktiv bleiben konnte und nun einen natürlichen Tod erfahren hat
Genau! Er ist einfach seinen sanften aber bestimmten Weg gegangen & keiner konnte ihn aufhalten.

Dadurch wurde er immer berühmter. Ich weiß noch wie ich das "Free Mandela"-Konzert in London live im TV verfolgte - Sting, Eurythmics, Peter Gabriel, Youssou N' Dour, Dire Straits m. Eric Clapton, Tracy Chapman! Liebe :-O Daumen hoch! Wow! (Wenig später war er wahrhaftig frei!)
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#4
Heute gab's den großen "Erinnerungstag" in Südafrika - in 'nem riesigen Stadion mit Tausenden Teilnehmern. Obama war auch da - 2 Stunden verspätet - & hielt 'ne einigermaßen gute Rede, schüttelte nachher sogar d. Hand v. Castro! Es regnete in Strömen aber viele Leute sangen immer wieder... ausgelassen.

D. ganzen Lobhudeleien gingen mir teilweise etwas zu weit: Der Text unter dem Foto im Erstpost oben galt auch f. einige Andere im Sinne ihrer Intention, war mein Eindruck. Der aktuelle Präsident des Landes - übrigens Favorit Mandelas sogar ggü. über Mandelas letztendlichen Nachfolger Mbeki - wurde teilweise ausgebuht als er zu seiner Rede anhob. In dieser ging es viel um Toleranz & Demokratie - n. gerade etwas wofür Präs. Zuma bekannt wäre. AIDS kam in seiner Rede z.B. n. vor.

Am besten fand ich Nobelpreis-Autorin Nadine Gordimers wenige aber nachdenkliche Worte im 3SAT-Programm "Kulturzeit" - leider online bei 3SAT.de n. auffindbar ('n kurzer anderer Clip mit ihr ist aber da): Sie nannte Mandela u.a. 'nen "complete human" in dem Sinne dass wir Anderen alle eher unvollständig sind! Daumen hoch!
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#5
Passend dazu Slavoj Žižek über den Sinn im Unsinn des Gebärdendolmetschers.
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#6
Das sieht der Kommentator 'n wenig zu verbittert. Finde ich. In Südafrika wird jede Nachrichtensendung & jede Rede derart gedolmetscht. Dauernd. Insofern also inzwischen normal. Außerdem meldeten südafrik. Dolmetscher sich am gleichen Tag zu Wort (im TV) - irgendwer achtet also schon darauf was ge"signed" wird.

Zu dem Skandälchen an sich...

Es kam auch heraus, dass d. Dolmetsch-Firma schon seit längerem als n. d. beste bekannt war & ca. 1 Zehntel v. dem bezahlt bekam was Usus (in RSA) wäre! Traurige Wahrheit scheint also zu sein dass im Bürokratenkoloss des ANC etwas zu sehr auf Kosten & etwas zu wenig auf Qualität geachtet wurde. (Weltweites Problem - erlebe ich grad bei der Berliner Fa. f. d. ich arbeite... seit ca. 2 Jahren in denen panikartig "gespart" wurde/wird.)

Aus US-Sicht mag das Skandälchen etwas peinlich sein. Aber persönlich freu ich mich diebisch dass deren Riesen-Sicherheitsapparat offensichtlich doch n. ganz so perfekt funktioniert. Dazu gibt's nun 'ne halbstündige Doku d. Millionen gesehen haben... 
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#7
Es wird doch aber gar nicht angezweifelt, dass das mittlerweile normal ist. Stattdessen moniert Zizek, dass Gebärdendolmetscher nicht tatsächlich für den benachteiligten other bereitgestellt werden, sondern um der Mehrheit ein gutes Gewissen zu verschaffen.


Zitat:
[... T]he crux of the matter: are sign language translators for the deaf really meant for those who cannot hear the spoken word? Are they not much more intended for us – it makes us (who can hear) feel good to see the interpreter, giving us a satisfaction that we are doing the right thing, taking care of the underprivileged and hindered.
Wenn dies nun die gängige Praxis, Normalität ist - umso schlimmer.

Was mich interessiert und du vielleicht weißt: hat das Dolmetschen im südafrikanischen Staatsfernsehen erst mit dem Ende der Apartheid angefangen? Dann wäre das ja zu einem gewissen Grad vergleichbar mit dem Beispiel aus dem Text über die ersten freien Wahlen in Slowenien.

So kritikwürdig PRISM und vieles was dranhängt auch ist, über dieses Leck im Sicherheitsapparat freue ich mich nicht. Gerade der Schutz des Präsidenten sollte doch gewährleistet sein, ein Taxi Driver-Attentat würde geopolitisch wohl niemandem helfen.
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#8
Das Zitat ist aber eine Spekulation, kein eindeutiger Beweis. Z.B. wird die dem folgende Verurteilung sofort abgeschwächt wenn ein größerer Teil der Bevölkerung taub ist. Ich kann mir vorstellen dass der Anteil an der Bevölkerung in RSA wesentlich höher ist als z.B. in Deutschland - weil es in RSA keine derart umfassende med. Versorgung gibt & seit ca. 2 Jahrzehnten viele (arme) Immigranten aus anderen afrikanischen Ländern (wo es eher so was wie weitverbreitete Meningitis gibt, z.B.).

Ob in RSA mehr im TV f. Taube gedolmetscht wird als früher weiß ich n.. Halte es aber f. wahrscheinlich. Seit der Wende gibt es immerhin 13 offizielle Sprachen... vorher nur 2; Bemühungen zum besseren Info-Austausch sind also eh vorprogrammiert.

P.S.: Natürlich wünsche ich Obama keinen Nachteil durch Inkompetenz. Aber die US-Amerikaner haben es in den letzten 10+ Jahren ja eher auf allen "überwachungsmöglichen" Ebenen extrem übertrieben. Obama ist wahrscheinlich 10 Mal so gut geschützt wie z.B. Merkel.
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