13.01.2023, 19:14
(Zuletzt bearbeitet: 13.01.2023, 20:53 von Kubrickian.)
Vor 16 Jahren war ich mal beruflich eine Woche in dieser (damals) chaotischen Stadt, die geheime Hauptstadt Pakistans - neben der offiziellen extra dafür konstruierten im Norden, Islamabad - und irgendwie gefühlt auch die Räuberhauptstadt der Welt.
Nach meinem Eindruck war die Stadt-Skyline damals ähnlich Berlin, also eigentlich nicht so sehr hochverbaut wie z.B. Schanghai, mit gelegentlichen "Inseln" von Skyscrapern (z.B. im finanziellen "district") aber ansonsten weite Flächen von normaler aussehenden Häusern, und leider auch vielen irgendwie gebastelten Hütten. Das kann sich aber stark verändert haben, denn Karatschi ist eine der dynamischsten Städte der Welt; momentan wächst die Stadt so um 1 Million so alle 3-4 Jahre.
Vor der schlimmen Partition Indiens kurz nach dem WW II war die Stadt noch um mehrere Größenordnungen kleiner; viele flüchtende Muslime landeten aber letztendlich dann im Stadt-Umfeld, das was mit einem gewissen Achselzucken die "Provinz Karatschi" genannt wird. Seitdem landete die Stadt regelmäßig auf der Kurzliste der bevölkerungs-größten Städte der Welt. Mein Bauchgefühl sagt mir sie ist in den Top 10; die oben angegebene Zahl ("Metro-Bereich") ist eine 4 Jahre alte Schätzung! Es kann sein dass es momentan in der Gegend von 20 Mille sind!
Die Stadt hat natürlich auch eine teils herausragende Geschichte; nicht nur war sie die Geburtsstadt des Staatsgründers. Auch war sie die Heimat der Bhutto-Dynastie, von der Benazir die berühmteste Tochter war, eine Handvoll Jahre lang auch Pakistans Premierministerin, und unermüdliche Kämpferin für wahre Demokratie. (Ihr Vater war von einer vorübergehenden Militärjunta zum Tode verurteilt worden...)
Von den genannten Sehenswürdigkeiten sah ich nur (durch ein Fenster eines Strandrestaurants) den Clifton-Strand; das Mausoleum von ca. dort aus nur in der Ferne. Der Strand war sehr cool & belebt an dem Tag, wo ich da war - Frauen waren nur im Hijab zu sehen, gingen aber gerne barfuß mit etwas hochgezogenem Kleid auch in den seichten Wellengang. -- Die Pakistanis, die ich traf (alles Männer), waren alle sehr freundlich, aber im IT-Betrieb (weswegen ich v.a. da war) auch ziemlich ängstlich weil es galt (damals) "hire & fire" - die lokalen Kollegen meinten also, sie dürften sich nie irgendwelche merkbaren Fehler leisten, weil dann wären sie evtl. sofort den Job los. (Aber es gab auch mindestens einen lokalen Freiberufler; und mehrere freiberuflichen Filipino-Techniker - von denen ich SEHR beeindruckt war.)
An meinem letzten Tag ging in gehört einigen wenigen Kilometern Nähe eine Bombe los, die unsere Fenster ein wenig klirren ließ. Es stellte sich nachher als die tödlichste Bombe in einem sozusagen urbanen Krieg zwischen Schiiten und Sunniten heraus; von letzterer Gruppe starben fast 50 Menschen, u.a. auch ein Parteichef und seine Familie - sie hatten gerade am islamischen "Sonntag" (also Freitag) eine Moschee besucht...
Mein Bild bei Fahrten durch die Stadt (wie auch etwas verbessert in Islamabad auf einer anderen Tour) ist eines starker Unterschiede zwischen den Vierteln, die meisten eher kaum stadt-verwaltet (also staubig bzw. sehr vermüllt), einige wenige Reichenviertel dafür glänzend sauber. Nur Bauschutthügel gab es überall - als ob es einfach keinen Plan gab, zu deren Abtragung... (Aber wie gesagt, das ist der Stand von vor 16 Jahren!)
Dafür gab es, wie überall in Pakistan, die wahnsinnig toll dekorierten Busse (i.d. R. immer mehrstöckig, oben unter freiem Himmel - der Link zeigt ein Beispiel von vielen Varianten!). Ich glaube die nennt man auch TukTuks...
Jedenfalls eine sehr spannende, aber dafür evtl. lebensgefährliche Stadt.
P.S.: Damit das klar ist - ich empfinde Einiges an Sympathie fürs wilde Pakistan! Dessen Geburt war sehr schmerzhaft (s. auch entspr. Ms.-Marvel-Subplot!) und kurz danach gab es mehrere schlimme Kriege mit Indien. Bei der Ermordung von Fr. Bhutto ca. 1 Jahr (weit entfernt von Karatschi, in Rawalpindi) nach meinem Besuch wurde das ausländischen Kräften in die Schuhe geschoben. Kein Wunder, dass die Pakistanis irgendwann stolz die vollzogene Fertigung einer 1. eigenen Atombombe meldeten (schon vor längerem).
Nach meinem Eindruck war die Stadt-Skyline damals ähnlich Berlin, also eigentlich nicht so sehr hochverbaut wie z.B. Schanghai, mit gelegentlichen "Inseln" von Skyscrapern (z.B. im finanziellen "district") aber ansonsten weite Flächen von normaler aussehenden Häusern, und leider auch vielen irgendwie gebastelten Hütten. Das kann sich aber stark verändert haben, denn Karatschi ist eine der dynamischsten Städte der Welt; momentan wächst die Stadt so um 1 Million so alle 3-4 Jahre.
Vor der schlimmen Partition Indiens kurz nach dem WW II war die Stadt noch um mehrere Größenordnungen kleiner; viele flüchtende Muslime landeten aber letztendlich dann im Stadt-Umfeld, das was mit einem gewissen Achselzucken die "Provinz Karatschi" genannt wird. Seitdem landete die Stadt regelmäßig auf der Kurzliste der bevölkerungs-größten Städte der Welt. Mein Bauchgefühl sagt mir sie ist in den Top 10; die oben angegebene Zahl ("Metro-Bereich") ist eine 4 Jahre alte Schätzung! Es kann sein dass es momentan in der Gegend von 20 Mille sind!
Die Stadt hat natürlich auch eine teils herausragende Geschichte; nicht nur war sie die Geburtsstadt des Staatsgründers. Auch war sie die Heimat der Bhutto-Dynastie, von der Benazir die berühmteste Tochter war, eine Handvoll Jahre lang auch Pakistans Premierministerin, und unermüdliche Kämpferin für wahre Demokratie. (Ihr Vater war von einer vorübergehenden Militärjunta zum Tode verurteilt worden...)
Von den genannten Sehenswürdigkeiten sah ich nur (durch ein Fenster eines Strandrestaurants) den Clifton-Strand; das Mausoleum von ca. dort aus nur in der Ferne. Der Strand war sehr cool & belebt an dem Tag, wo ich da war - Frauen waren nur im Hijab zu sehen, gingen aber gerne barfuß mit etwas hochgezogenem Kleid auch in den seichten Wellengang. -- Die Pakistanis, die ich traf (alles Männer), waren alle sehr freundlich, aber im IT-Betrieb (weswegen ich v.a. da war) auch ziemlich ängstlich weil es galt (damals) "hire & fire" - die lokalen Kollegen meinten also, sie dürften sich nie irgendwelche merkbaren Fehler leisten, weil dann wären sie evtl. sofort den Job los. (Aber es gab auch mindestens einen lokalen Freiberufler; und mehrere freiberuflichen Filipino-Techniker - von denen ich SEHR beeindruckt war.)
An meinem letzten Tag ging in gehört einigen wenigen Kilometern Nähe eine Bombe los, die unsere Fenster ein wenig klirren ließ. Es stellte sich nachher als die tödlichste Bombe in einem sozusagen urbanen Krieg zwischen Schiiten und Sunniten heraus; von letzterer Gruppe starben fast 50 Menschen, u.a. auch ein Parteichef und seine Familie - sie hatten gerade am islamischen "Sonntag" (also Freitag) eine Moschee besucht...
Mein Bild bei Fahrten durch die Stadt (wie auch etwas verbessert in Islamabad auf einer anderen Tour) ist eines starker Unterschiede zwischen den Vierteln, die meisten eher kaum stadt-verwaltet (also staubig bzw. sehr vermüllt), einige wenige Reichenviertel dafür glänzend sauber. Nur Bauschutthügel gab es überall - als ob es einfach keinen Plan gab, zu deren Abtragung... (Aber wie gesagt, das ist der Stand von vor 16 Jahren!)
Dafür gab es, wie überall in Pakistan, die wahnsinnig toll dekorierten Busse (i.d. R. immer mehrstöckig, oben unter freiem Himmel - der Link zeigt ein Beispiel von vielen Varianten!). Ich glaube die nennt man auch TukTuks...
Jedenfalls eine sehr spannende, aber dafür evtl. lebensgefährliche Stadt.
P.S.: Damit das klar ist - ich empfinde Einiges an Sympathie fürs wilde Pakistan! Dessen Geburt war sehr schmerzhaft (s. auch entspr. Ms.-Marvel-Subplot!) und kurz danach gab es mehrere schlimme Kriege mit Indien. Bei der Ermordung von Fr. Bhutto ca. 1 Jahr (weit entfernt von Karatschi, in Rawalpindi) nach meinem Besuch wurde das ausländischen Kräften in die Schuhe geschoben. Kein Wunder, dass die Pakistanis irgendwann stolz die vollzogene Fertigung einer 1. eigenen Atombombe meldeten (schon vor längerem).
(Das Foto ganz oben ist von der Site Goodfreephotos.com, wo man "public domain"-Fotos finden kann;
natürlich funktioniert sowas auf Dauer nur, wenn man auch das ein oder andere selbstgeschossene Foto dort beiträgt... )