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Blade Runner
1982
Genres Drama | Horror | Sci-Fi | Thriller
Regie Ridley Scott
Cast Sean Young, Harrison Ford, Edward James Olmos, Daryl Hannah, Rutger Hauer, Joanna Cassidy
Inhalt In der Zukunft ("2019"! Juchu) sind Androiden so gut machbar, dass man sie äußerlich und auch bei gewissen physikalischen Scans nicht mehr von Menschen unterscheiden kann; überhaupt sind Kunstwesen eine Alltagsgegebenheit, auch weil viele Tierarten so gut wie ausgestorben sind. Leider sind Androiden oft stärker/klüger als Menschen, daher sind sie nach einem schlimmen Massaker-Vorfall in der ferneren Vergangheit von der Erde verbannt, und dürfen nur auf Weltraumstationen oder asteroidalen Niederlassungen/Minen dort draußen existieren. Nun aber haben sich 6 davon (u.A. Hauer/Hannah/Cassidy) in Richtung Erde aufgemacht, und sind wohl schon im Moloch L.A. angekommen. Der eigentlich außer-dienstliche "blade runner" (Replikanten-Jäger) Deckard (Ford) wird gezwungen sie aufzuspüren; dabei bekommt er auch mit der sehr aufmerksamen & schnell-schaltenden Angestellten des Herstellers, dem Tyrell-Konglomerat, Rachael (Young) zu tun...
 USA
 117 min.
Hafen-Bewertung für diesen Film:
basierend auf 2 Stimme(n)
  • 2 Bewertung(en) - 5 im Durchschnitt
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5 / 5
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#1
Diesen inzwischen uralten Filmklassiker sollte man mal gesehen haben, wenn einen Phantastik interessiert; ja, sogar Phantastik in schriftlicher oder Game-Form, denn zusammen mit einem Erstwerk-Roman eines gewissen Hrn. Gibson, damals, war er der Gründungsbaustein des SF-Subgenres Cyberpunk, in dessen "Weltenbau" wir evtl. gerade in echt in den aktuellen Jahrzehnten einsteigen! (Ich hoffe BTW ausdrücklich dass es nicht (!) so wird! Droh)

Nach seinem 1. SF-( & Horror-)Meilenstein Alien war dies eine nachdenklichere und weniger action-lastige Zukunftsvision des Regisseurs. Ich erinnere mich dass ich damals als Twen erschrocken war ob der schmierig-schwarzen Zukunft, die mir da in weniger als 4 Jahrzehnten angeblich drohte, und bin heute sehr froh, dass es im Westen zumindest noch nicht so zugeht, und K.I. noch bei weitem nicht so weit ist... Zahnlos 

Der Film ist eine ultra-moderne Hommage an Noir-Detektiv-Filme der Vorjahrzehnte - deshalb gab es z.B. auch in der Ur-Kinoversion ein Voiceover durch Ex-Staatsangestellten Deckard, der seine alten Kontakte im Laufe des Films nutzt um die verbleibenden Replikanten aufzuspüren. Eine Zukunft übrigens, wo nur solche Angestellte Handwaffen einsetzen dürfen.

Die Ambience des Films ist großartig gewoben - inkl. fliegenden Autos, Dauerregen wg. Umweltzerstörungen und asiatischen Großanzeigen (weil in den 80ern alle glaubten, Japan sei allen anderen Nationen in puncto kommerziellem Durchblick weit voraus). Deckard, der die gebrochene Welt sozusagen persönlich darstellt, ist jemand, der eigentlich keine denkenden, atmenden Lebewesen mehr umbringen will, der aber alle Niederungen kennt, und sich auch entspr. mies geben kann, wenn er muss bzw. ein wenig durchdreht.

Da wirkt Rachael schon eher wie der fleischgewordene L.A. Sommer, wofür die Stadt mal berühmt war, und der nur noch ganz oben in den Highrises oberhalb dem Verschmutzungs-Miasma erlebbar ist. Dass sie sich mit ihm alliiert ist ein besonderer Dreh des erst nach und nach sich zeigenden Hintergrund-Plots.

Es gibt auch großartig abgebrühte Mimik von den Replikanten, wobei mir besonders Cassidy auffiel, die relativ schnell kapiert wo Deckard entlang "läuft". Deshalb sind die etwas poetischen Schlussworte des anführenden Replikanten zum Film-Ende entsprechend überraschend.

Ganz wesentlich trägt zur coolen Wirkung des Films auch Vangelis' esoterische Filmmusik bei! (Kurz zu hören im Clip, oben.) "Rachaels Theme" am Ende ist in meinem Kopf auf Dauer abrufbar...

Es gibt übrigens eine Semi-Vergewaltigungs-Szene im Film, die heute nicht mehr so gedreht werden könnte, und wahrscheinlich heutigen einigermaßen "woke" Menschen den Film zumindest teils vergällt. Sie unterstreicht so oder so dass Deckard eben kein so netter Kerl mehr ist, nach allem was er erlebt hat und wie es sich überhaupt in so einer herabgewirtschafteten Welt lebt. Aber aus meiner Sicht kommt sie auch daher, dass er nicht weiß wie er mit einem sympathischen (!) Replikantenmodell umgehen soll, oder ob er überhaupt für so etwas Gefühle empfinden sollte. Dazu kommt, dass, wenn er wirklich selber auch ein Replikant wäre (wird hier und da im Film klever minimalst angedeutet), er auch einfach nicht wüsste, wie man das "richtig" macht. (Und sie, Rachael, wohl auch nicht.)

Noch immer heuer umhauend, und eben auch ein SF-Meilenstein, daher: Wertung 5 von 5 (Der Film machte übrigens Kurzgeschichten-Autor P.K. Dick posthum zum Rockstar der US-SF!)
Dieser Beitrag gefällt:    JP, strubadur
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#2
Vielen Dank für's Einstellen, Kube! Liebe "Blade Runner" hat bei mir tatsächlich auch einen sehr hohen Stellenwert, auch wenn ich selten im Bekanntenkreis davon spreche -- es fällt mir aber u. A. daran immer wieder auf, dass ich häufig irgend eine Szene aus dem Film als Avatar oder Profilbanner benutze (z. B. seit zehn Jahren auf Facebook).


Screenshot aus dem Videospiel
Lustigerweise war mein Erstkontakt zur maßstabsetzenden, cyberpunkingen Welt von "Blade Runner" aber weder der Film noch das zugrundeliegende Buch... sondern das 1997er Videospiel, welches ich damals als Teenager gebraucht beim örtlichen Secondhand-Shop mitnahm (ohne jede Vorahnung, was mich erwartet).

Klassischerweise haben Videospiel-Adaptationen von filmischem Material ja einen sehr schlechten Ruf, aber dieses Spiel war definitiv eine Ausnahme; allein schon deswegen, weil es sich um das erste Mainstream-Game handelte, in dem 3D-Charaktere in Echtzeit gerendert wurden. Das war damals wirklich ganz schön beeindruckend, wie auch die extrem aufwändigen, voranimierten Zwischensequenzen. Zu denen vermerkt die Wikipedia: "At the time, any game that attempted 1,000 motion-captured sequences was considered cutting edge; Blade Runner featured 20,000". Heute kann man das Ergebnis eher nur belächeln, aber seinerzeit... Mind blown!):



Auch kann ich wirklich nur in höchsten Tönen loben, wie realistisch die Filmwelt hier -- trotz der begrenzten Möglichkeiten der Zeit -- nachgebildet wurde. Ich kann mich noch geradezu viszeral daran erinnern, wie mich die gezeigten Kulissen, Geräusche und der ständige Regen beeindruckt haben. Eine Welt, in der die meisten Tiere nur noch als Roboter verfügbar sind? Ein dunkelgrauer Blend aus Industriemüll, asiatischen Einflüssen* und cyan-magenta-kontrastierenden Neonreklamen? Da war im Nu eine Genrepräferenz für's Leben geboren...

Als ich dann einige Jahre später den Film sah -- und überhaupt erst richtig verstehen konnte, was ich eigentlich stundenlang gespielt hatte -- war die Wertung 5 von 5 natürlich sofort klar. Und dass das 'Franchise' zuletzt mit einem ebenfalls enorm atmosphärischen Mammutfilm weiterging, war für mich eine große Freude.
*in puncto Asia-Influence: Danke für die interessante, zeitgeschichtliche Einordnung, Kube! Ich find's ja ganz spannend, dass diese Prognose einer vom östlichen Großkontinenten durchglobalisierten Marktwirtschaft noch immer hinhaut, nur dass die dargestellten Einflüsse jetzt eben eher als chinesisch und südkoreanisch gedeutet werden müssen...
Dieser Beitrag gefällt:    Kubrickian, strubadur
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