11.03.2024, 02:54
(Zuletzt bearbeitet: 13.03.2024, 12:14 von Kubrickian.)
Diese Verfilmung des ewigen Rebell George Orwell gleichnamigen letzten Romans sah ich vorgestern abend zum 2. Mal in meinem Leben, bei einem Filmclubabend im nahen Buchladen. Es ist die m.E. beste Verfilmung des umwerfenden Romans - die Bilder so unerträglich gut übertragen aus der Vorlage, dass ich mir den bestimmt nur noch maximal 1 Mal ansehen werde in meinem restlichen Leben.
Im Gegensatz zu einem Trailertext aus der Veröffentlichungszeit, aus Hommage-Gründen in Rg. Orwell im eponymen Jahr herausgebracht - er hatte damals zur Entstehungszeit des Romans nur die 2 letzten Ziffern des aktuellen Jahres vertauscht - ist die zentrale Figur Smith kein klassischer Held, sondern gar kein Held; noch weniger die schöne Julia, die eine Zeit lang seine illegale* Liebhaberin ist.
Denn diese absurd-extreme totalitäre Zukunft aus des Autors Sicht lässt neben der neu-geschaffenen Realität - wie diese auszusehen hat und geformt wird ist m.E. die Leitlinie des Films - keine individuellen Schicksale zu. Fällt man auf, wird man aussortiert, und, nach einer krassen, folterbehafteten Indoktrination, erschossen oder erhängt. Fällt man nicht auf, kann die kleinste Verpetzung zum gleichen Schicksal führen.
Am schlimmsten ist sicherlich die permanente Überwachung bei der Arbeit und zuhause; damals mit Hilfe der Augen & Ohren der KollegInnen bzw. des heimischen unausschaltbaren Großwandmonitors mit Weitwinkelkamera. Mit etwas anderen Mitteln ist der heutige Westen nicht mehr allzu weit davon entfernt (plus die stetige Aufzeichnung von allem was per WWW abgerufen wird); weswegen der Roman, der ab und zu Dialoge enthält, die in ihrer Absurdität schon fast komisch wirken, seine Aktualität beibehalten hat! Das macht keinen Spaß, aber ich finde im Westen sollte jeder Mensch den einmal im Leben gelesen haben...
Das erneute Sehen hat mich ziemlich bewegt - wie auch die erneute Erkenntnis dass Faschismus (nicht nur der altbackene Kommunismus) immer auch eine totalitäre Seite haben muss. Auch hab ich bei diesem Sehen zum 1. Mal kapiert dass Smith deutlich älter ist als seine Geliebte (großartig gespielt von Suzanna Hamilton! ); deshalb kennt sie nur die neue tapfer-dystopische Welt, und ist dadurch letztendlich weniger gefährdet als er...
Überhaupt fokussiert der Film ein wenig mehr auf Julia, und modernisiert damit angenehm ein wenig die etwas patriarchale Sicht des damals dreieinhalb Jahrzehnte alten Romans.
Fazit: Locker eine - man sollte sich Film (und irgendwann das Buch) nicht entgehen lassen, auch wenn es evtl. länger dauert es zu schaffen. Lasst uns den potenziellen großen Bruder immer im Auge behalten. (Ein Grund u.a., warum ich Google - mit zähneknirschender Ausnahme von Youtube - möglichst meide... )
P.S.: Es ist gerade ein neuer "begleitender" Roman, Julia, erschienen, den ich schon in Händen hab und mir demnächst vornehme! Die ganze Geschichte aus ihrer Sicht...
Im Gegensatz zu einem Trailertext aus der Veröffentlichungszeit, aus Hommage-Gründen in Rg. Orwell im eponymen Jahr herausgebracht - er hatte damals zur Entstehungszeit des Romans nur die 2 letzten Ziffern des aktuellen Jahres vertauscht - ist die zentrale Figur Smith kein klassischer Held, sondern gar kein Held; noch weniger die schöne Julia, die eine Zeit lang seine illegale* Liebhaberin ist.
Denn diese absurd-extreme totalitäre Zukunft aus des Autors Sicht lässt neben der neu-geschaffenen Realität - wie diese auszusehen hat und geformt wird ist m.E. die Leitlinie des Films - keine individuellen Schicksale zu. Fällt man auf, wird man aussortiert, und, nach einer krassen, folterbehafteten Indoktrination, erschossen oder erhängt. Fällt man nicht auf, kann die kleinste Verpetzung zum gleichen Schicksal führen.
Am schlimmsten ist sicherlich die permanente Überwachung bei der Arbeit und zuhause; damals mit Hilfe der Augen & Ohren der KollegInnen bzw. des heimischen unausschaltbaren Großwandmonitors mit Weitwinkelkamera. Mit etwas anderen Mitteln ist der heutige Westen nicht mehr allzu weit davon entfernt (plus die stetige Aufzeichnung von allem was per WWW abgerufen wird); weswegen der Roman, der ab und zu Dialoge enthält, die in ihrer Absurdität schon fast komisch wirken, seine Aktualität beibehalten hat! Das macht keinen Spaß, aber ich finde im Westen sollte jeder Mensch den einmal im Leben gelesen haben...
Das erneute Sehen hat mich ziemlich bewegt - wie auch die erneute Erkenntnis dass Faschismus (nicht nur der altbackene Kommunismus) immer auch eine totalitäre Seite haben muss. Auch hab ich bei diesem Sehen zum 1. Mal kapiert dass Smith deutlich älter ist als seine Geliebte (großartig gespielt von Suzanna Hamilton! ); deshalb kennt sie nur die neue tapfer-dystopische Welt, und ist dadurch letztendlich weniger gefährdet als er...
Überhaupt fokussiert der Film ein wenig mehr auf Julia, und modernisiert damit angenehm ein wenig die etwas patriarchale Sicht des damals dreieinhalb Jahrzehnte alten Romans.
Fazit: Locker eine - man sollte sich Film (und irgendwann das Buch) nicht entgehen lassen, auch wenn es evtl. länger dauert es zu schaffen. Lasst uns den potenziellen großen Bruder immer im Auge behalten. (Ein Grund u.a., warum ich Google - mit zähneknirschender Ausnahme von Youtube - möglichst meide... )
P.S.: Es ist gerade ein neuer "begleitender" Roman, Julia, erschienen, den ich schon in Händen hab und mir demnächst vornehme! Die ganze Geschichte aus ihrer Sicht...
(* "Sexcrime" - wie auch einer der Tracks aus dem parallel erschienenen Eurythmics-Album heißt!
Ihre Melodien sind ohne Gesang auch immer wieder im Film zu hören, u.a. das Julia-Thema...)
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