Amy
Amy Winehouse war jemand der ständig die Form brach, in der sie Andere pressen wollten. Daher hier ein non-konformer Beitrag zu dem großartigen Dokufilm
Amy von Asif Kapadia, der noch gerade eben in Kinos läuft (& dort gesehen werden sollte!).
Warnung vorab: Wer sich in diesen Film wagt, wird durch eine Emotionsmühle gepresst, wie das selten ein Doku-Film schafft. Am Ende fühlt man sich eher als langjähriger Fan um ein Vielfaches bestätigt, oder ist ein neuer heißer Fan ihrer Musik geworden. Da ich durch diesen Film erfuhr, wie wenig ich von ihr wusste, gehöre ich wohl eher zur zweiten Kategorie.
Am erstaunlichsten ist, was für ein genialer Teenager Miz Winehouse war - selbstbewusst, wortgewandt, betörend/natürlich hübsch. Die spätere ultradünne Figur mit der Löwenmähne gab es damals noch nicht; die schwarzen Kohl-Flügel am Rande ihrer Augen waren selten zu sehen bzw. noch ganz klein.
Durch die körperlichen Unterschiede wird auch klar, was zeitlebens eines ihrer Hauptprobleme war: Bulimie! Die Eltern waren beide zu uninformiert (der Mutter hatte sie das klassische Auskotzen nach jeder größeren Mahlzeit sogar glasklar beschrieben), die Symptome zu erkennen & div. ÄrztInnen haben wohl anfangs geschlafen. Die sie kurz vor ihrem Ende betreuende Ärztin kommt zum Filmende kurz zu Wort, dass sie Amy gewarnt hatte, dass ihre Herzstörungen als Folge ihrer früheren Bulimie dann zu einem Herzstillstand führen könnten, wenn sie wieder Alkhol in wesentlicher Menge zu sich nehme; Amy hörte leider nicht auf sie.
Emotional - deutet der Film an - haben sie 2 Männer im Kopf vergewaltigt: Zum Einen der "Prinz von Camden" Blake Fielder-Civil, der sich ständig unzivilisiert und eigensüchtig verhielt, sie fallen ließ als klar war dass sie ihn vergötterte, als sie noch Sternchen in der Londoner Musikszene war, dann plötzlich wieder an ihrer Seite auftauchte als sie mit der Platte
Back to Black berühmt wurde, sich dann scheiden ließ um sie zu heiraten, mit ihr(em Geld) dann aber zweisame Drogen-Binges veranstaltete, natürlich auch mit harten Drogen wie Heroin & Crack. Was für ein durchwachsenes Arschloch!

Amy blieb ihm treu bis zu dem Zeitpunkt, wo er mal wieder meinte, er könne sie medial effektiv fallen lassen, aus dem Gefängnis heraus, wo er einsaß, weil er bei der Drogenbeschaffung kriminelle Energie gezeigt hatte.
Der 2. war ihr Vater - evtl. nicht ganz so gierig am Anfang, als er Amys Mutter mit einer Anderen betrog als Amy anderthalb Jahre alt war, und danach einfach nicht mehr anwesend war, obwohl er noch 9 Jahre lang mit der Familie wohnte. Später aber bestand er darauf, dass sie eine US-Tour angehen sollte, obwohl alle Ärzte, die Mutter & 2 beste Freundinnen Amys es verboten. Amy hörte nicht auf ihn, obwohl sie auch ihn, der nun nach ihren ersten geldträchtigeren Erfolgen als Sängerin auf einmal viel mehr Zeit für sie hatte, vergötterte.
Letztendlich aber hatte Amy von Anfang an gewarnt: Sie war an der Musik interessiert, und nicht am Ruhm. Sie meinte mehrmals, dass sie einen Zustand von Weltruhm wahrscheinlich nicht aushalten würde. Und hatte Recht. Bei ihrem letzten Konzert in Serbien, wo sie praktisch hin "gekidnappt" wurde von der Crew um ihren Vater, obwohl sie mehrfach abgelehnt hatte, saß sie deshalb am Ende so abgeklärt lächelnd auf der Bühne, weil es für sie einfach nicht mehr ging, & nun nicht mehr wichtig war.
Einen Grund, warum die klassische Popkarriere nicht in Amys Fall ging, macht der Film auch visuell klar: Sie passte einfach nicht in die normale Form eines Popstars; die Schutzflügel um ihre Augen wurden immer größer, der Tätowierungen an Armen & Torso immer mehr. Aber das alles schützte nicht vor dem gierigen Mediengewitter, dass die Bewohnerin der dekorierten Haut in den letzten Jahren ihres Lebens ständig verfolgte. Einige der im Film benutzten Sequenzen stammen ganz offensichtlich aus den Kameras solcher super-abgebrühten Paparazzi. Die ja nicht all zu lange davor wohl auch eine andere große Engländerin, Prinzessin Di, auf dem Gewissen hatten & bis heute haben.
Aber der Film präsentiert die Sequenzen einfach, genau wie die Bilder aus Amys noch sorgloserer Jugend. Und wird damit zum Spiegel, der uns, den Konsumenten ihres Mythos, vorgehalten wird.
P.S.: Habe gleich mal mit Kauf ihres letzten Tracks angefangen - "Body & Soul", ein Duett mit ihrem großen Vorbild,
Tony Bennett.


